Lehrer erhalten Nachhilfe für Unterricht zu Handy, Facebook & Co.

Alle Schüler in Niedersachsen sollen sich mit modernen Medien auskennen - und vor allem ihren Risiken. Die Lehrpläne werden derzeit überarbeitet. Mancher Lehrer scheut sich noch, deshalb erarbeitet die Landesmedienanstalt umfangreiches Hilfsmaterial.

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Von
  • dpa

Auch Lehrer sollen künftig die Nutzung moderner Medien beherrschen

(Bild: dpa)

Der Umgang mit Internet, Handy, Facebook und Computerspielen soll Pflichtstoff in Niedersachsens Schulen werden. Bei den Lehrern aber hapert es mitunter noch am Wissen und Willen zum Einsatz moderner Medien. Deshalb hat die Landesmedienanstalt (NLM) nun umfangreiches Unterrichtsmaterial erarbeitet, um den von der Landesregierung geforderten Einzug der Medienkunde in den Schulen zu beschleunigen.

"Die Lehrer sind nicht systematisch vorbereitet auf den Einsatz neuer Medien", sagte der NLM-Abteilungsleiter für Medienkompetenz, Klaus Jürgen Buchholz, gegenüber dpa. Die Kinder seien ihnen oft technisch überlegen. Deshalb versuche die Medienanstalt die Pädagogen für die Mediennutzung der Kinder zu sensibilisieren. "Wir erzeugen Veränderungsdruck und machen konkrete Fortbildungsangebote."

Derzeit ist die Medienanstalt in die Überarbeitung der Lehrpläne in 25 Fächern eingebunden. Schwerpunkt ist die neue Oberschule, aber auch andere Bereiche werden abgedeckt. Das Ziel: In sämtlichen Fächern soll der Umgang mit neuen Medien und ihren Risiken eingearbeitet werden, ein separates Fach Medienkunde wird es nicht geben.

Ein Beispiel: Im Kunstunterricht stand als praktische Arbeit bisher eine Collage an. Statt mit Papierschnipseln sollen die Schüler künftig für die Erstellung eines Kunstwerks die Videokamera und den Computer zur Hand nehmen. Oder Deutsch, hier kann die neue Schreibkultur durch die SMS-Kurznachrichten bearbeitet werden. Handynutzung, Datenschutz und Persönlichkeitsrechte fließen nebenbei in den Unterricht ein.

"Statt der grünen Tafel sollen technische Hilfsmittel genutzt werden", meinte Buchholz. Dafür müssten aber dicke Bretter gebohrt werden. "Die Lehrer müssen erkennen, dass dieser andere Unterricht gewinnbringend ist." Vorbehalte gebe es auch bei jungen Lehrern, die etwa sozialen Medien kritisch gegenüberständen.

Zwar gebe es Ausstattungsmängel an Schulen, sagte der Medienexperte. "Technikdefizite aber werden teils nur vorgeschoben, um Veränderungen nicht durchzuführen." In etlichen Schulen seien mit Geldern aus dem Konjunkturpaket auch im Hauruckverfahren neue Gerätschaften beschafft worden, eine Schulung für die Lehrer habe es aber nicht gegeben. "Fortbildung ist ein brennendes Thema", meinte Buchholz.

Für alle Pädagogen kostenlos zum Download verfügbar sind nun acht Unterrichtseinheiten mit Hintergrundinformationen, didaktischen und methodischen Hinweisen sowie fertig ausgearbeiteten Plänen für die Umsetzung der Themen im Unterricht. (jk)