Klimawandel: Was passiert mit der Landwirtschaft?

An der Universität Hohenheim wird in Versuchsanordnungen erforscht, welche Auswirkungen die Erderwärmung auf die Nahrungsmittelproduktion haben könnte.

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Der Pflanzenökologe Andreas Fangmeier von der Uni Hohenheim, der über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft forscht, hat im Interview mit dem Technologiemagazin Technology Review vor den Gefahren der Erderwärmung für die Nahrungsmittelproduktion gewarnt. Während immer wieder zu hören sei, ein höherer CO2-Gehalt in der Atmosphäre könne das Pflanzenwachstum gar fördern, zeige die Forschung des Wissenschaftlers im Modellversuch, dass diese Rechnung zu simpel ist: "Ein Körnchen Wahrheit ist da dran, obwohl man das regional sehr differenziert betrachten muss. Wenn wir eine Erwärmung haben, wandern natürlich auch Klimazonen nach Norden und machen Regionen zu Anbaugebieten, die heute noch keine sind."
Die Frage sei aber, ob dort dann die jahreszeitliche Verteilung von Niederschlägen stimme und ob die Böden an den Stellen für den Anbau geeignet seien, erklärt Fangmeier. "Vieles von den potenziellen Ertragszuwächsen wird zudem zunichte gemacht durch eine Häufung von extremen Klimaereignissen." Auch komme es durch ein Mehr an CO2 in der Luft zu Veränderungen der Pflanzen selbst: "Die Erträge steigen, weil es mehr Körner gibt, aber in denen stecken weniger Proteine." Dies habe Auswirkungen etwa auf die Zusammensetzung eines daraus hergestellten Brotteiges. Auch Brauer müssten sich auf Veränderungen bei der Gerste einstellen.
Dennoch sieht der Pflanzenforscher keine Katastrophe auf die Landwirtschaft zukommen. Derzeit werde intensiv an Anpassungen geforscht, die der Klimawandel erfordere. "Landwirtschaft ist hochadaptiv. Deshalb bin ich ganz zuversichtlich, dass sie auch hinsichtlich der Klimaveränderungen weiterhin adaptiv sein wird. Man muss nur jetzt schon sagen, wo es hingehen soll." Allerdings würden die qualitativen Veränderungen der Pflanzen durch die Erderwärmung bislang noch zu wenig in die Rechnung einbezogen. Das wolle er mit seiner Arbeit ändern.
Das ganze Gespräch mit Fangmeier in Technology Review online:
  • "Landwirtschaft ist hochadaptiv"