DRM schreckt Online-Musikkäufer ab

Rund eine Million deutsche Gelegenheitskäufer würden laut einer Umfrage mehr Musik im Internet erwerben, wenn es keinen Kopierschutz gäbe.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 162 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Wenn es kein Digital Rights Management (DRM) gäbe, würden sich etwa eine Million Deutsche, die schon jetzt online Musik kaufen, mehr digitale Songs zulegen. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des Magazins Zeit Wissen unter 1001 Personen im Juli. Dreiviertel der Anrufer der Hotline des Online-Shops Musicload beschweren sich demnach darüber, dass sie die erworbenen Stücke nicht anhören können.

Zwölf Prozent aller deutschen Internetnutzer kaufen laut Umfrage Musik in Online-Musikläden. Drei Prozent der Befragten hätten angegeben, mindestens einmal monatlich dafür Geld auszugeben. Der Anteil unter den 14- bis 19-Jährigen, die mindestens einmal im Monat Musik online kaufen, betrug 8 Prozent.

Zeit Wissen bezieht sich in seinem Bericht über Kopierschutz für die kommende Ausgabe auf Zahlen unter anderem von Akuma.de, laut denen 10 Prozent der deutschen "Top-20-Titel" und 40 Prozent der "Euro-Top-20" ohne Kopierschutz erhältlich sind. Für Kopierschutzsysteme würden laut Insight Research in diesem Jahr 1 Milliarde US-Dollar investiert, die Zahl werde sich bis 2012 auf 1,9 Milliarden steigern.

Stefan Weikert vom deutschen Label Edel, dessen Angebot schon seit einiger Zeit ohne Kopierschutz online steht, hält das Risiko ohnehin für gering, dass die DRM-­freien Dateien die Runde machen: "Wer für Musik Geld bezahlt, stellt sie nicht hinterher in illegale Tauschbörsen", zitiert ihn der Bericht. Auch die Online-­Musikshops könnten von der neuen Freiheit profitieren, denn sie müssten weniger Geld für Callcenter­-Mitarbeiter ausgeben, die die Anrufe von entnervten Kunden entgegennehmen.

Für DRM bietet sich nach Ansicht des Analysten James McQuivey von Forrester Research eine alternative Verwendung an, und zwar als Vermarktungsinstrument. Frei im Internet flottierende, mit DRM versehene Musikstücke könnten damit beim Abspielen eine Reklameeinblendung auslösen. McQuivey sieht das als die Zukunft von DRM-Technik. Ähnliches setzt bereits das Online-Videoportal Dotcomedy ein, das dafür Technik des israelischen Startups Hiro Media verwendet.

Unter Independent Labels ist der Verkauf DRM-freier Musik schon länger Usus. Den Anfang unter den großen Labels machte mittlerweile EMI, das seit Ende Mai derartige Downloads über Apples iTunes Store anbietet und sich weitere Vertriebskanäle erschließt. Nun hat sich auch die Universal Music Group dazu entschlossen, dieses Geschäftsmodell zu testen – allerdings nicht über Apples Musikladen. Dieser soll, so heißt es in Medienberichten, als Vergleichsmaßstab für den Erfolg des Tests dienen. (anw)