Präzise Navigation ohne Satellitenkontakt

Die EU stellt mit EDAS einen neuen Dienst vor, mit dem die vom Geostationären Navigations-Ergänzungsdienst für Europa (EGNOS) präzisierten GPS-Ortungsdaten auch dort verfügbar bleiben, wo der Kontakt zum Satelliten abreißt – etwa in Straßenschluchten.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Navigationsdaten, die bisher nur über ein Satellitensignal bereitgestellt wurden, können jetzt auch über das Internet abgerufen werden. Dies verspricht sich die EU-Kommission vom jetzt vorgestellten "Europäischen Dienst für den EGNOS-Datenzugriff" (EDAS). Dieser erweitert den bestehenden Geostationären Navigations-Ergänzungsdienst für Europa (EGNOS) und soll die von EGNOS präzisierten GPS-Daten auch verfügbar machen, wo der Kontakt zum Satelliten abreißt – etwa in Straßenschluchten.

Dank EDAS soll die Satellitennavigation in Europa zuverlässiger und für Anwendungen in schwierigen Umgebungen besser einsetzbar werden. Als Anwendungsbeispiele nennt die EU das Ausbringen von Dünger mit hoher Präzision, die automatische Mauterhebung, das Fuhrparkmanagement oder die exakte Vermessung von Flächen. Mithilfe "der drahtlosen Kommunikationstechnologie, die Anbieter von Mehrwertdiensten bereitstellen", solle man künftig auch mit Handgeräten auf die verfeinerten Positionsdaten Zugriff haben. Inwieweit für EDAS kommerzielle Mobilfunknetze genutzt werden sollen, geht aus der heutigen Mitteilung der EU-Kommission nicht hervor; auch in der als PDF-Datei verfügbaren Systembeschreibung von EDAS fanden wir dazu keinen eindeutigen Hinweis.

EDAS wird vom EGNOS-Dienstleister ESSP im Rahmen eines mit der Europäischen Kommission geschlossenen Vertrags bereitgestellt. Seit Oktober 2009 ist EGNOS in Europa verfügbar. Durch die Korrektur von Fehlern, die durch atmosphärische Störfaktoren verursacht werden, liefert das System präzisiere Ortungssignale. Vergleichbare Dienste werden in Nordamerika durch das "Wide Area Augmentation System" (WAAS) und in Japan durch das "Multifunctional Satellite Augmentation System" (MSAS) erbracht.

Im einzelnen besteht EGNOS aus 40 über ganz Europa verteilte Stationen für Telemetrie und Integritätsüberwachung (RIMS), die Signale von US‑amerikanischen GPS-Satelliten empfangen. Vier Kontrollzentren übernehmen die Verarbeitung der Daten und die Berechnung der Differenzialkorrektur. Sechs Up-Link-Stationen (NLES) verwalten die Genauigkeits- und Zuverlässigkeitsdaten, die an drei Satelliten-Transponder und von diesen an die Endverbraucher-Geräte gesendet werden. Seit dem vergangenen Jahr unterstützt EGNOS die Luftfahrt, indem es präzisere Landeanflüge und damit eine Reduzierung der Lärm- und CO2-Emissionen ermöglicht. (ssu)