Hochschulverband kritisiert Abbau von Professorenstellen

An den deutschen Universitäten wurden in den letzten 10 Jahren nicht nur bei den Geisteswissenschaften, sondern bei den Natur- und Ingieneurwissenschaften 1.450 Stellen abgebaut.

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Von
  • Florian Rötzer

Nach einer von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos in Auftrag gegebenen Studie könnten 2014 bis zu 95.000 Ingenieure und 135.000 Naturwissenschaftler fehlen. Der Mangel an Fachkräften würde Deutschland schon 2007 mehr als 20 Milliarden Euro kosten. Nun liegt ein weiterer Bericht des Deutschen Hochschulverbands vor, der aufgrund von Daten des Statistischen Bundesamtes erstellt wurde. Er zeigt, dass die Situation, wie sie in der Studie des Wirtschaftsministeriums beschrieben wird, auch die Folge einer seit Jahren verfehlten Wissenschaftspolitik ist. In den letzten 10 Jahren wurden in den 16 Bundesländern 1.451 Professorenstellen abgebaut, während die Studentenzahlen, wenn auch nur leicht, um 0,5 Prozent gestiegen sind. Allerdings ist die Betreuungsrelation mit 60 Studenten pro Lehrstuhl jetzt schon schlecht – und die Studentenzahlen sollen weiter steigen.

Abgebaut wurde vor allem bei den geisteswissenschaftlichen Fächern, insbesondere bei den Sprach- und Kulturwissenschaften. Hier traf es Theologen, Altphilologen, Germanisten, aber auch Erziehungswissenschaftler am stärksten. Mehr Stellen gab es hingegen bei Sonderpädagogik, Kulturwissenschaften im engeren Sinne, Bibliothekswissenschaften, Publizistik oder Psychologie. Auch die Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften konnten zulegen. Während in der Mathematik ein Rückgang der Professorenstellen um 13 Prozent zu verzeichnen ist, sind sie in der Informatik um 56 Prozent angestiegen. Verloren haben jedoch auch Physik (12,8%), Chemie (12,5 %), die Geowissenschaften (10,9%) und die Biologie (5,9%). Erhebliche Streichungen gab es bei Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften, aber auch bei den Ingenieurwissenschaften. Im Maschinenbau fielen 166 Stellen weg, in der Elektrotechnik 104. Dagegen konnten ausgerechnet die Kunstwissenschaften um 35,7 Prozent zulegen, abgesehen von den Bereichen Bildende Kunst und Gestaltung.

"Eine Qualitätsverbesserung unseres Hochschulsystems und der Studienbedingungen ist ohne spürbare Veränderung des international nicht konkurrenzfähigen Zahlenverhältnisses von 60 Studierenden pro Hochschullehrer nicht möglich", kritisierte Professor Bernhard Kempen, der Präsident des Hochschulverbandes. "Die Exzellenzinitiative ist gut und nützlich, aber mit immer weniger Professoren kann das Gesamtsystem nicht besser werden." Besonders die Länder, die nun Studiengebühren erheben, müssten diese auch zur Schaffung von neuen Stellen verwenden.

Siehe dazu auch in Telepolis:

(fr)