Murdochs Tablet-Zeitung Daily fährt Sparkurs und entlässt

Die Hoffnungen auf die "Zeitung der Zukunft, die Rupert Murdoch hegte, scheinen sich nicht zu erfüllen. 50 der 170 Jobs bei der Tablet- und Smartphone-Zeitung von Murdochs News Corp. sollen wegfallen und Änderungen am Konzept sparen helfen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die amerikanische Tablet- und Smartphone-Zeitung The Daily streicht fast jeden dritten Arbeitsplatz. Von bisher 170 Jobs sollen 50 wegfallen, berichtete der Online-Dienst Huffington Post unter Berufung auf eine E-Mail an die Daily-Mitarbeiter.

Rupert Murdoch, Chef des Zeitungs- und TV-Konglomerats News Corporation, hatte die Daily im Februar 2011 als "Zeitung der Zukunft" vorgestellt: ein digitales Medium, das extra für das iPad produziert wird, inzwischen aber auch fürs iPhone und für ausgewählte, über Verizon verfügbare Android-Tablets existiert.

Allerdings erreichte die Daily nie die angepeilten Abonnentenzahlen, mit denen sie ihre Kosten decken könnte. Zuletzt war bereits über ihre Einstellung spekuliert worden: Nach den Präsidentschaftswahlen im November wolle die News Corp. prüfen, ob das Angebot weitergeführt werde, berichtete der New Yorker Observer Mitte Juli. Angeblich verliert der Dienst bis zu 30 Millionen US-Dollar im Jahr. Deshalb stehe er "unter Beobachtung". Die Redaktion dementierte die Meldung.

In einer Mitteilung zu den Änderungen und Entlassungen bei The Daily[ hieß es nun von der News Corp., man stehe zu der digitalen Zeitung; Daily werde weiterhin ein wichtiger Teil des Portfolios der News Corp. sein. Die aktuellen Änderungen würden der Zeitung ermöglichen, "effizienter zu arbeiten und den Fokus auf die Art von Inhalten zu setzen, die die Leser wünschten, hieß es laut einem Bericht des Blogs All Things D des Wall Street Journal – die US-Wirtschaftszeitung gehört ebenso wie die Daily zur News Corp.

Das bedeutet allerdings auch, dass über den Stellenabbau hinaus gespart werden soll. So heißt es in einem Memo von Daily-Chefredakteur Jesse Angelo an die Leser, man werde künftig darauf verzichten, die Inhalte auch für den Landscape-Modus aufzubereiten; es wird also erst einmal keine geänderte Ansicht der Zeitung geben, wenn ein Leser das Tablet dreht. Außerdem soll die eigene Opinion-Sektion mit Meinungsartikeln, Kommentaren und vergleichbaren Features wegfallen – solche Artikel würden nun bei Bedarf in anderen Sektionen des Daily erscheinen. Dafür wird dann der Sportteil ausgebaut, wofür die Zusammenarbeit mit Fox Sports, ebenfalls einer Firma der News Corp., erweitert werden soll.

Murdoch und sein Konzern stehen gerade massiv unter Druck: Wegen der Schnüffel-Skandale bei den britischen Boulevard-Zeitungen der News Corp. laufen parlamentarische und gerichtliche Untersuchungen. Der Konzern soll nach einem Beschluss des Vorstands aufgespalten werden. (jk)