Kernel-Log: Nouveau-Grundrenovierung

Beim Kernel-Treiber für Grafikchips von Nvidia stehen größere Umbaumaßnahmen an. KVM gibt es jetzt auch für MIPS. Das neue 'lslocks' listet gesperrten Dateien und zeigt die Programme an, die die Locks gesetzt haben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 12 Kommentare lesen
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis
Inhaltsverzeichnis

Im Hauptentwicklungszweig von Linux gab es in den letzten Tagen deutlich wenig Änderungen als sonst nach Freigabe der ersten Vorabversion eines neuen Kernels üblich – eine Folge der Urlaubsreise, auf der Linus Torvalds gerade ist. In anderen Bereichen der Linux-Kernel-Entwicklung und in dessen Umfeld gab es aber das ein oder andere Berichtenswerte:

Nouveau-Entwickler Ben Skeggs hat im Entwicklerzweig des Nouveau-DRM-Grafiktreibers größere Umbauten vorgenommen (unter anderem 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7). Wie er im Kommentar zu einer der Änderungen schreibt, haben die Nouveau-Entwickler in den letzten Jahren einiges gelernt, das in die jetzigen Umstrukturierungen eingeflossen sei; das soll zu einer sauberen Treiberarchitektur führen, die sich besser warten ließe. Wie er fortführt, sei das Reduzieren der Code-Komplexität eines der Ziele beim Umbau; andere Änderungen legen Grundlagen, auf die offenbar neue Funktionen aufbauen. Weitere Hinweise zum Umbau und Hinweise für Tester erläutert Skeggs in einer Mail an die anderen Entwickler. Diese Änderungen dürften in Linux 3.7 einfließen; schon im letzten Haupt-Git-Pull-Request für die DRM-Grafiktreiber wurde erwähnt, es gebe bei Linux 3.6 kaum Änderungen am Nouveau-Code, da Skeggs an einer größeren Überarbeitung arbeite.

Mit der kürzlich veröffentlichten vierten Vorabversion des X-Servers 1.13 endete die Phase zur Aufnahme nicht-kritischer Korrekturen. Die Fertigstellung dieses X-Servers von X.org, der unter anderem die Unterstützung für Hybridgrafik verbessert, ist für September geplant.

Die Organisatoren der diesjährigen X.Org Developers Conference (XDC) rufen auf, Vortragsvorschläge für die Konferenz einzureichen, die im September in Nürnberg stattfindet.

Intel-Mitarbeiter Chris Wilson hat die Version 2.20.3 des Intel-Treibers für den X-Server von X.org freigegeben. Sein Kollege Haihao Xiang hat die libva 1.0.16 und die Version 1.0.18 des Libva-Treibers für Intel-Hardware veröffentlicht; diese Komponenten zur Nutzung der Video-Beschleunigung moderner Grafikkerne unterstützen nun das Dekodieren von JPEG-Daten auf Intels Ivy-Bridge-Prozessoren. Intel-Entwickler Ian Romanick verkündete derweil in seinem Blog, Intel arbeite an Treiber-Unterstützung für das kürzlich veröffentlichte OpenGL ES 3.0 und wolle diese im Februar fertig stellen.

Für die seit Ende vergangenen Jahres nach und nach eingeführten Southern-Islands-GPUs auf den Radeon-HD-Grafikkarten der Modellreihen 7700, 7800 und 7900 gibt es nach wie vor keine für Anwender freigegebenen Open-Source-Treiber. Beim derzeit entwickelten Mesa-3D-Treiber für diese AMD-Grafikchips gab es kürzlich eine Änderung, laut der das Mini-Testprogramm Glxgears nun endlich laufen soll; zudem ist ein VDPAU-Target in den Mesa-3D-Code eingeflossen, das Video-Beschleunigung mit Hilfe der Shader-Einheiten von Southern-Islands-GPUs bietet.

Die auf Embedded-Produkte spezialisierte Firma Kyma Systems hat bekannt gegeben, die zum Linux-Kernel gehörende Virtualisierungslösung KVM (Kernel-based Virtual Machine) auf die MIPS32-Architektur portiert zu haben.

Ben Hutchings hat Linux 3.2.26 freigegeben. Die Kernel-Versionen 3.0.40, 3.4.8 und 3.5.1 sind derzeit in der Begutachtungsphase, die einige Stunden nach Veröffentlichung dieses Artikels endet; etwas später dürften die neue Linux-Versionen erscheinen.

Kernel-Entwickler und RCU-Maintainer Paul E. McKenney hat das August-2012-Update des unter seiner Ägide vorangetriebenen Buchs "Is Parallel Programming Hard, And, If So, What Can You Do About It?" veröffentlicht.

Karel Zak erläutert in einem Blog-Eintrag die Arbeitsweise von "lslocks" – eines zur Aufnahme bei Util-Linux 2.22 vorgesehenen Programms, das das seit 2001 ungepflegte "lslk" ersetzen soll und eine Liste von Dateien ausgibt, die Programme gesperrt haben.

Johannes Berg hat die Version 3.6 des Wireless-Hardware-Konfigurationswerkzeugs "iw" veröffentlicht.

Das kürzlich freigegeben Iproute2 3.5.0 bringt unter anderem Unterstützung für den in Linux 3.5 integrierten Netzwerkpaket-Scheduler Codel, der zur Vermeidung von Bufferbloat beitragen soll.

Es herrscht derzeit Uneinigkeit bei der Weiterentwicklung von Zcache: Statt das im Staging-Zweig angesiedelte Framework zum Komprimieren von Teilen des Arbeitsspeichers zu verbessern, hat Dan Magenheimer die Funktion von Grund auf neu implementiert und schlägt vor, seinen Code zu übernehmen (u. a. 1, 2).

Auf der Mailingliste der Kernel-Entwickler gab es kürzlich eine Diskussion zu einem Fall, bei dem ein Unternehmen in einem Kernel-Modul möglicherweise fälschlicherweise behauptet, dieses stünde unter der GPL.

Weitere Hintergründe und Informationen zu Entwicklungen beim Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich in den vorangegangenen Kernel-Logs auf heise open und in c't. Neue Ausgaben des Kernel-Logs werden auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog" erwähnt; die englischen, bei den Kollegen von "The H" erscheinenden Übersetzungen auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog2". Gelegentlich zwitschert der Autor des Kernel-Logs unabhängig davon über einige Kernel-Log-Themen bei Identi.ca und Twitter als "@kernellogauthor". (thl) (thl)