Personalisierte Genfahndung: Atlas gegen Krebs

Ein US-Biotechnik-Startup will mit Hilfe der Daten aus dem Krebsgenom-Atlas seltene Mutationen finden, um effektivere Medikamente zu entwickeln.

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In der Krebsbekämpfung versucht die Medizin zunehmend Wirkstoffe einzusetzen, die zu den genetischen Eigenarten von Tumoren passen. Das Startup H3 Biomedicines will diesen Ansatz nun weiter treiben, indem es Medikamente entwickelt, die von vornherein auf seltene genetische Veränderungen in eng umgrenzten Patientengruppen ausgerichtet sind, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

Hierfür nutzt die Firma neue Gensequenzen von Tumoren, die von den US-amerikanischen National Institutes of Health (NIH) im so genannten Krebsgenom-Atlas sowie vom International Cancer Genome Consortium veröffentlicht worden sind. Die Firma hat die ersten 3000 Krebsgenome in dem Atlas auf Mutationen untersucht, die nur bei einem bis zehn Prozent von verschiedenen Tumorarten vorkommen. Die bisher bekannten sogenannten Onkogene und Tumorsuppressoren treten viel häufiger auf. Die selteneren genetischen Veränderungen, die H3 Biomedicines jetzt identifiziert hat, "sind hingegen fast alle neuartig", sagt Markus Warmuth, CEO des Startups.

Für die Pharmaindustrie bedeute dies, dass die Zeit der Blockbuster-Medikamente zuende gehe. Denn es gebe keine unentdeckten Gene mehr, die beispielsweise 50 Prozent aller Brustkrebstumore oder 65 Prozent aller Lungenkrebstumore auslösen, sagt Warmuth. "Die Daten sprechen eine andere Sprache."

Dafür haben Biomediziner zuletzt eine andere interessante Entdeckung gemacht: Ein und dieselbe Mutation kann auch in Tumoren unterschiedlicher Organe, also in unterschiedlichen Krebsarten, vorkommen. Die relativ seltene Mutation, die H3 Biomedicines angehen will, tritt etwa in einigen Arten von Hautkrebs, Brustkrebs und Leukämie auf. Auf diese Weise könnte das Startup die Anwendungsbreite seines Wirkstoffs wieder vergrößern. So könnte sich dessen Entwicklung am Ende wieder rechnen.

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(bsc)