Microsoft implementiert OOXML "strict" in Office 2013

Vier Jahre nach der Normung durch die ISO hat es Microsoft eigenen Angaben zufolge geschafft, ihr Dateiformat Office Open XML (OOXML) für die neueste Variante ihrer Bürosoftware in "strikter" Form einsatzfähig zu machen.

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Microsoft will das eigene Dokumentenformat Office Open XML (OOXML) mit Office 2013 erstmals vollständig unterstützen. Vier Jahre nach der heftig umstrittenen Anerkennung der Spezifikation durch die Internationale Organisation für Normung (ISO) hat es Microsoft nach eigenen Angaben geschafft, OOXML für die neueste Variante ihrer Bürosoftware in Reinform einsatzfähig zu machen. Die Vorgängerversion Office 2010 konnte "Strict Open XML" zwar öffnen und lesen, Dokumente aber nur in einem von der ISO nicht akzeptierten Übergangsformat ("Transitional OOXML") speichern.

"Mit der Fähigkeit, Strict Open XML zu schreiben, wird Office 2013 beide Varianten voll unterstützen", erläuterte Jim Thatcher, Chefmanager für Office-Standards bei Microsoft, nun in einem Blogeintrag. Damit geht eine über sechsjährige Saga zu Ende, nachdem der Softwarekonzern die Normung von OOXML bereits Ende 2006 bei der European Computer Manufacturers Association (ECMA) durchgesetzt hatte. Alex Brown, Obmann der Einspruchberatung während des von Unregelmäßigkeiten gezeichneten ISO-Normungsprozesses, hatte vor zwei Jahren noch beklagt, dass Microsoft bislang bei der Umsetzung der Auflagen zur Umwandlung von OOXML in einen offenen ISO-Standard versagt habe. Ohne Kurskorrektur sei das gesamte Projekt zum Scheitern verurteilt.

Das bisherige XML-Übergangsformat von Microsoft schleppt noch die Unterstützung für zahlreiche veraltete Technologien wie VML (Vector Markup Language) mit sich, um die Kompatibilität mit früheren Office-Varianten zu gewährleisten. Um Transitional Open XML voll zu implementieren, müssen konkurrierende Pakete für Bürosoftware wie Open- oder LibreOffice all diese alten Funktionen ebenfalls abbilden (PDF) und dafür Microsofts proprietäre Software quasi einem Reverse Engineering unterziehen. Umfassende Interoperabilität, für die sich die Redmonder seit Jahren stark machen, war so bislang kaum herzustellen. Ein echter Wettbewerb wird für frei verfügbare Office-Programme erst mit dem angekündigten Wechsel ermöglicht.

Thatcher erklärt in diesem Sinn weiter, dass Office 2013 auch das konkurrierende offene Dokumentenformat ODF (Open Document Format) in der aktuellen Version 1.2 unterstützen wird. Dieses war bereits 2005 von der Organization for the Advancement of Structured Information Standards (OASIS) als Norm verabschiedet und in Folge vom US-Bundesstaat Massachusetts zum Verwaltungsstandard erhoben worden, was den offenen "Format-Krieg" mit Microsoft auslöste.

Zwischenzeitlich seien die einschlägigen Auseinandersetzungen zwischen IT-Giganten auf die Ebene mobiler Plattformen und zu den Patentgerichten weitergewandert, meint der Standard-Experte Andy Updegrove. Dies sei bedauerlich, da die Interoperabilität von Dokumenten und die Herstellerneutralität in einer Zeit, in der Papierarchive durch elektronische Speicherformen ersetzt würden, "wichtiger als je zuvor sind". Dateien müssten einfach ausgetauscht und zuverlässig zugänglich gehalten werden, sonst seien der Wettbewerb und die Verfügbarkeit des Wissens nicht zu sichern. (hps)