Spekulationen und Gerüchte zum Ende von Silverlight und WPF

Scott Barnes, früherer Manager in Microsofts RIA-Team, fasst die Spekulationen zum Ende von Silverlight und Windows Presentation Foundation in einer "Unofficial Windows 8 Developer FAQ" zusammen und teilt Seitenhiebe gegen Microsofts Management aus.

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Von
  • Harald M. Genauck

Scott Barnes, der bis Herbst 2009, zuletzt als Produkt-Manager im Rich Platforms-Team (Windows Presentation Foundation und Silverlight), bei Microsoft beschäftigt gewesen war, hat diversen Klatsch um ein Ende von Microsofts RIA-Plattform (Rich Internet Application) Silverlight seiner "Unofficial Windows 8 Developer FAQ" zusammengefasst. Seine Informationen beruhen offenbar auf Gesprächen mit derzeitigen und ehemaligen Microsoft-Mitarbeitern.

Auf die Frage, ob WPF tot sei, gibt er als Antwort: "Ja und Nein. Das Ja insofern, als dass WPF, wie man es kennt, am Ende seines Lebenswegs angekommen ist und praktisch kein neuer Code mehr für diese 'Plattform' geschrieben werden wird." Das Erbgut von Windows 7 und Windows 8 werde sich auseinanderentwickeln. "Ein Nein insofern, als wir damals, als wir beschlossen hatten, alles zur schlankeren Windows-8-Plattform zu verschieben, vor der Aufgabe standen, sowohl Silverlight als auch WPF einer Schlankheitskur zu unterziehen, um eine Ausgewogenheit zwischen den Mobilitätsanforderungen und Kompatibilität zu erzielen."

Bei der Vorstellung der neuen Benutzeroberfläche für Windows 8 im Sommer 2011 hatte Microsoft zunächst bekannt gegeben, dass für sie fortan mit HTML5, C++ und JavaScript entwickelt werden müsse, spätestens seitdem wird über das Ende des lange von Microsoft propagierten Silverlight spekuliert, dessen ebenfalls auf XAML basierende Präsentationsschicht eine Untermenge von WPF darstellt.

Eine besondere Brisanz nehmen Barnes' Seitenhiebe gegen Steve Sinofsky ein, Microsofts Präsident für Windows, Windows Live und Internet Explorer. Dieser war wohl schon länger ein strikter Gegner der Silverlight-/WPF-Technik gewesen und habe sich in einem ungleichen Kampf zwischen Windows-Abteilung und Developer Division durchsetzen können. Außerdem könnten weitere Anzeichen des Machtkampfs gewesen sein, dass Scott Guthrie, der Schöpfer von ASP.NET und bis dahin Vizepräsident der Developer Division, zu Windows Azure abgewandert sei und der frühere Server&Tools-Chef Bob Muglia seinen Präsidentenposten verlor und kurze Zeit danach das Unternehmen verließ.

Barne besteht zwar darauf, dass das alles nur "Geschwätz am Dorfbrunnen" sei, es könnte doch das eine oder andere Körnchen Wahrheit darin stecken. Er befürchtet, dass sich die Kundschaft aus Furcht vor Auswirkungen der internen Streitigkeiten auf Windows Phone und auch auf Windows als Betriebssystem auf die Suche nach Alternativen machen könnte. Da auch das Server-Geschäft zurückgehe, so Barnes, könne Microsoft über die Office-Produkte, den Desktop und die Xbox hinaus die Bedeutungslosigkeit drohen. Er wünsche sich schließlich, dass Microsoft sich offenbaren und zur Stimmungslage unter den Entwicklern Stellung beziehen würde.

Siehe dazu auch:

  • Plaudereien über das Windows 8 geschuldete Ende von Silverlight und WPF, Hintergrundbericht auf heise Developer

(ane)