Rekordsommer

Im Getreidegürtel der USA geht die schlimmste Trockenheit seit Jahrzehnten ihrem Ende zu. Aber der nächste Wetterrekord wartet schon – hoch im Norden. Es wäre der dritte in diesem Jahr, und darüber freuen dürfte sich vor allem die Ölindustrie.

Die Liste der diesjährigen Bestleistungen kann sich durchaus sehen lassen. Den Anfang machte der Mai. Seit die Temperaturaufzeichnungen im Jahr 1880 begonnen, waren die Landmassen im globalen Mittel noch nie wärmer, so jedenfalls die Daten der US-amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration NOAA.

Anschließend folgte der Sommer mit einer Dürre, die vielerorts in den USA das Getreide verdorren ließ und beispielsweise die weltweiten Maispreise in rekordverdächtige Höhen treibt. Schlimm traf es etwa den Bundesstaat Kansas, dort war es seit 1956 nicht mehr so trocken. Nun soll Regen kommen – aber nicht einfach so, sondern mitgebracht von Wirbelsturm Isaac, der schon jetzt vier Menschen auf Haiti das Leben gekostet hat und derzeit die Ölproduktion im Golf von Mexiko lahmlegt.

Nun zeichnet sich in der Arktis der nächste Rekordwerte ab. Das Eis schrumpft so stark wie noch nie seit 1979, dem Beginn der Satellitenmessungen. Analysen des US-amerikanischen National Snow and Ice Data Centers zufolge ist der bisherige Minusrekord von 2007 sogar bereits unterschritten – obwohl die Eisschmelze noch bis etwa Mitte September weiter gehen wird.

Während die Bestleistungen in den meisten Fällen Verzweiflung hervorriefen, dürfte der Eisschwund eine kleine, aber mächtige Fangemeinde finden: die Ölindustrie. Im Juni hat US-Präsident Barack Obama ihr prinzipiell erlaubt, in der Arktis zu bohren. Ohne ständige Eisdecke ist das naturgemäß leichter. In anderen Worten: Für die Erdölbranche ist der Klimawandel eine lohnende Investition. (rot)