Motorola schließt Logistik-Sparte in Flensburg [Update]

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident reagierte auf die offiziell noch nicht verkündete Schließung des Flensburger Motorola-Standorts, von dem rund 700 Mitarbeiter betroffen sind, mit Enttäuschung.

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  • dpa

Der US-Handyhersteller Motorola schließt seine Logistik-Sparte in Flensburg. Das habe die Konzernzentrale entschieden, berichten die Zeitung Flensburger Tageblatt und der Radiosende NDR 1 Welle Nord; sie berufen sich dabei auf sichere Quellen. Motorola und die schleswig-holsteinische Landesregierung bestätigten dies am Dienstag zunächst offiziell nicht. Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) reagierte auf die mögliche Schließung mit Enttäuschung: Eine solche Entscheidung sei "bitter und bedauerlich". Er fuhr fort: "Wir werden alles tun, um die Folgen für den Standort Flensburg abzufedern." Von dem Schritt sind rund 700 Arbeitsplätze betroffen.

Nach Informationen des Flensburger Tageblatts werden die Stellen von Anfang 2008 an durch einen so genannten Betriebsübergang nach Alsdorf bei Aachen (Nordrhein-Westfalen) zum kanadischen Logistik-Unternehmen Cinram verlegt. Allen Betroffenen in Flensburg werde ein Angebot für einen Arbeitsplatz an dem neuen Ort unterbreitet. Für nicht umzugswillige Mitarbeiter solle es einen Sozialplan geben. Noch am Wochenende hatten Carstensen und Wirtschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) in den USA versucht, die Konzernspitze umzustimmen; die Landesregierung hatte Motorola bei Erhalt des Flensburger Werks weitere finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt.

[Update]:
Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Dietrich Austermann bestätigte mittlerweile die Berichte: Die Konzernzentrale in den USA habe entschieden, die Logistik-Sparte in Flensburg mit 700 Arbeitsplätzen zu schließen, erklärte Austermann. Ursprünglich hatte sich die Landesregierung erst nach einer Betriebsversammlung am Mittwoch äußern wollen. "Wir waren bereit, bis an die Schmerzgrenze des finanziell und rechtlich Machbaren zu gehen", betonte Austermann unter Bezug auf die Verhandlungen mit Motorola. Die Gespräche in der Firmenzentrale in den USA seien "ein Schlag ins Kontor gewesen".

Flensburgs Oberbürgermeister Klaus Tscheuschner reagierte überrascht. Motorola habe jüngst eine dreijährige Standortgarantie abgegeben. "Wir durften bis zuletzt davon ausgehen, dass Motorola zu seinen Versprechen stehen wird." Er machte keinen Hehl aus seinem Ärger über die Informationspolitik. "Es ist unverantwortlich und unverständlich, wenn Motorola jetzt 650 qualifizierte, motivierte und äußerst flexible Mitarbeiter in die Arbeitslosigkeit schickt. Denn das Angebot, mit den Arbeitsplätzen in das mehr als 600 km entfernte Aachen zu ziehen, ist für die in unserer Region verwurzelten Mitarbeiter keine ernsthafte Alternative." (dpa) / (jk)