RFC aktualisiert Quell- und Zieladresswahl für Dualstack-Systeme

Das neue RFC 6724 beschreibt zwei Algorithmen, über die sich entweder die Quell- oder die Ziel-Adresse für Verbindungen in Dualstack tauglichen IP-Netzen auswählen lassen. Es ersetzt das aus dem Jahr 2003 stammende RFC 3484 .

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Von
  • Reiko Kaps

Das gerade veröffentlichte RFC 6724 beschreibt zwei Algorithmen, über die sich entweder die Quell- oder die Ziel-Adresse für Verbindungen in Dualstack-tauglichen IP-Netzen auswählen lassen. Laut den Autoren beschreiben sie ein Standardverfahren für alle IPv6-Implementierungen, sie sollen hingegen nicht die Adresswahl von Anwendungen oder anderer auf höheren Netzwerkschichten angesiedelten Protokolle überschreiben oder gar ersetzen (Happy Eyeballs). RFC 6724 ersetzt das aus dem Jahr 2003 stammende RFC 3484.

Dieser allgemeine Kontext helfe etwa Administratoren eigene Regel aufzustellen, die diese Vorgaben bei Bedarf überschreiben oder ergänzen: Abhängig von der Quelladresse kann der Destination-Address-Selection-Algorithmus in Dualstack-Netzen sowohl IPv4- als auch IPv6-Adressen auswählen – er kann dabei IPv6 vor IPv4 bevorzugen oder umgekehrt.

Mit IPv6 lassen sich einem Netzwerk-Interface mehrere Unicast-Adressen zuweisen, die das Protokoll etwa nach ihrer Gültigkeit (Scopes, RFC 4291) einordnet. Solche Scope beziehen sich etwa auf die direkte Verbindung (link-lokal) oder das gesamte Internet (global). Des Weiteren markiert IPv6 Adressen als bevorzugt (preferred) oder veraltet (deprecated) und erzeugt über die in RFC 4941 definierten Privacy Extensions for Stateless Address Autoconfiguration in IPv6 "öffentliche" und "temporäre" Adressen. Zusätzlich kann ein IPv6-Knoten in mehreren Netzen arbeiten (VPN, mehrere Internetzugänge etc.), sodass er beispielsweise mehrere Netzwerk-Präfixe besitzt.

Während eines Verbindungsaufbaus stehen IPv6-Knoten daher oft vor dem Problem, welche der Adressen sie für die aktuelle Verbindung wählen sollen – was Standardverfahren zur Adresswahl auf allen IPv6-Geräten nötig macht, schreiben die RFC-Autoren weiter. Diese Algorithmen gegen allerdings über simple Vorzugsregelungen hinaus: Während ein Netzwerknoten mit einer global-gültigen IPv6-Adresse und einer etwa per APIPA ermittelten IPv4-Adresse die Verbindung über IPv6 aufbauen sollte, müsse die Wahl bei einem Netzwerk-Host mit einer link-lokalen IPv6-Adresse und einer globalen IPv4-Adresse auf IPv4 fallen.

Die im RFC beschrieben Algorithmen definieren daher Regel, in welcher Reihenfolge Adressen ausgewählt werden sollen. Bei der Wahl der Quelladresse nutzt das Verfahren die am Netzwerk-Interface aktiven Adressen, bei der Zieladressauswahl die über das DNS ermittelten. (rek)