Neuer Anlauf beim Vertrag für die .com-Registry
Die Internet-Verwalter der ICANN haben einen neuen Vertragsentwurf für den Betrieb der Registrierdatenbank für die .com-Domain durch Verisign vorgelegt, der einige Kritikpunkte an der ersten Fassung ausräumen soll.
Im Streit um die Erneuerung der Verträge zum Betrieb der .com-Registry durch Verisign haben die Internet- und DNS-Verwalter der ICANN einen neuen Vertragsentwurf vorgelegt. Danach behält die Firma, die durch die Übernahme des ehemaligen Domain-Monopolisten Network Solutions in den Besitz des Registry-Geschäfts kam, die .com-Registrierdatenbank weiterhin bis zum Jahr 2012. Danach hat Verisign die Option, den Vertrag mit ICANN zu verlängern. Allein diese Regelung rief bisher schon die Kritiker auf den Plan, die dadurch Wettbewerb um den Betrieb der .com-Registry praktisch ausgeschlossen sahen.
Nach dem neuen Vertragsentwurf wird immerhin die Höhe der Gebühren begrenzt, die Verisign als Datenbankbetreiber von den Registraren (den Registrierungsdienstleistern, die die Angebote an die Endkunden machen) verlangen kann. Innerhalb der nächsten sechs Jahre darf Verisign in vier Jahren die Gebühren jeweils um bis zu sieben Prozent erhöhen. Nach dem bisherigen Vertragsentwurf konnte Verisign die Gebühren jährlich um bis zu sieben Prozent erhöhen.
Verisign wird an ICANN für die Zuteilung des .com-Registry-Betriebs feste Gebühren zahlen; die Gebühren pro Domain-Registrierung, die Verisign an die Registrare weitergeben durfte, entfallen. Verisign zahlt eine jährliche Gebühr, die im ersten Jahr bei 6 Millionen US-Dollar liegt und innerhalb der nächsten zwei Jahre auf rund 12 Millionen US-Dollar steigen soll. Diese Kosten dürfen laut dem Vertragsentwurf nicht zusätzlich zu den normalen Gebühren auf die Registrare umgelegt werden. Die Bestimmungen zur Einführung neuer Registry-Services wie dem umstrittenen Sitefinder-Dienst Verisigns werden nicht grundsätzlich verändert, lediglich die Zeitspanne, in der die ICANN die Verfahren zur Einführung der Services nicht verändern darf, wird von drei auf zwei Jahre verkürzt. Sollte der Vertrag zwischen ICANN und Verisign in Kraft treten, würden auch alle Rechtsstreitigkeiten eingestellt, die um neue Registry-Dienste geführt wurden.
Die ICANN war bei der Vorlage des ersten Vertragsentwurfs stark unter Beschuss geraten; Kritiker und Verisign-Konkurrenten waren der Ansicht, die Schaffung von Wettbewerb bei den Registries werden durch die Vereinbarungen nicht gefördert. Die Regeln für die Einführung neuer Dienste, die gerade erst beschlossen und noch nicht erprobt seien, festzuklopfen, sei unverantwortlich, hieß es aus Registrar-Kreisen. Und die Preisvorstellungen von Verisign widersprächen den Angaben über sinkende Registrierungskosten, die Verisign bei der ersten Ausschreibung des Registry-Betriebs gemacht habe. Auch die zusätzlichen, an die ICANN abzuführenden Domain-Gebühren, die im ersten Vertragsentwurf vorgesehen waren, stießen auf Ablehnung.
Einige dieser Kritikpunkte scheinen nun ausgeräumt, Verisign wird aber weiterhin auf unabsehbare Zeit zum Betreiber der .com-Registry gemacht. Erste Kommentare zu dem neuen Vertragsentwurf meinten daher auch schon, die Änderungen seien richtig, gingen aber nicht weit genug. Die ICANN stellt den Vertrag nun erst einmal erneut zur öffentlichen Diskussion. (jk)