Experte: Einfluss von Computerspielen besser als sein Ruf

Der Medienpädagoge Ralf Vollbrecht hält Verbote zum Hantieren mit Waffen auf dem Bildschirm für falsch, rät aber Eltern und Pädagogen, selbst mehr am Computer zu spielen

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Der Medienpädagoge Ralf Vollbrecht rät Eltern und Pädagogen, selbst mehr am Computer zu spielen. "Erzieher argumentieren mit ihren Kindern meist nicht auf Augenhöhe", sagte der Professor für Medienpädagogik an der Technischen Universität Dresden der Deutschen Presse-Agentur dpa. Unverkrampftes Beschäftigen mit dem Thema und Gespräche mit den Jugendlichen relativierten manche Sorge. "Echtes Interesse und das eigene Vorbild schützen Kinder am besten vor Fluchten in Scheinwelten", sagte Vollbrecht.

Der Medienforscher hält Verbote zum Hantieren mit Waffen wie Schwertern und Pistolen auf dem Bildschirm für falsch. "Kinder nehmen Gewalt in Medien anders auf als Erwachsene", sagte er. Sie sehen das als Ausdruck von Macht. "Wer das größte Schwert besitzt, ist der Mächtigste." Im Kern gehe es bei den Spielen meist um Macht und Ohnmacht. "Dieser Zeitvertreib macht nicht automatisch gewalttätig", betonte Vollbrecht.

Vor dem Griff ins Ladenregal empfiehlt Vollbrecht den Eltern, sich mehr zu informieren. "Wenn der Jugendschutz ein Spiel freigibt, bedeutet das nur, dass keine Gefahr für Jugendliche besteht", erklärte er. Spaß und pädagogische Eignung werden da aber nicht eingeschätzt. Detailliertere Angaben gebe es in Internet-Foren, wo die Spieler selbst diskutieren. Auch der Blick in Computerzeitschriften helfe.

"Heranwachsende versichern sich durch Spiele oft ihrer Identität", sagte Vollbrecht zu den Vorzügen. Das Fachsimpeln unter Gleichaltrigen stärke die eigene Position. "Es hilft auch beim Abgrenzen von den Eltern", meinte er. Spielgenres zeigten häufig die eigene Entwicklung. In der Pubertät würden sich Jugendliche beispielsweise ihre "Wunschpersönlichkeit" durch selbstgeschaffene Figuren bilden.

Das Bild vom sozial vereinsamenden Spieler bezeichnete Vollbrecht als Mythos. "Jugendliche mit Interesse für verschiedene Medien nutzen sogar mehr soziale Kontakte als andere", sagte er. Das Berufsleben werte in PC-Spielen erworbene Kompetenzen zunehmend auf. (dpa)

Passend zum Thema erschien vor kurzem der c't-Ratgeber "Software für Kinder", der 129 gelungene Programme für Kids ab 3 empfiehlt. (se)