Warnung vor Rüstungswettlauf im All

Das geplante Raketenabwehrsystem (Ballistic Missile Defense System, BMDS) der USA würde das Wettrüsten im All nach zwanzig Jahren erneut in Gang setzen, befürchten Experten.

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Das geplante Raketenabwehrsystem (Ballistic Missile Defense System, BMDS) der USA setzt den Rüstungswettlauf im All nach zwanzig Jahren erneut in Gang, befürchten Experten. Das berichtet das Technologiemagazin Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe. Denn offiziell dient das System zwar nur als Schutz gegen "Schurkenstaaten" wie Nordkorea und Iran, möglicherweise jedoch, befürchten Kritiker wie das Center for Defense Information in Washington, ließen sich das System oder bestimmte Systemelemente der Raketenabwehr auch zu Anti-Satelliten-Waffen umfunktionieren. Das US-amerikanische Raketenabwehrsystem könnte daher China und Russland als Argument dienen, selbst aufzurüsten.

Die Rakete, die in der Nacht vom 11. auf den 12. Januar 2007 von der chinesischen Raumbasis Xichang aus gestartet war und in 865 Kilometern Höhe den ausgedienten Wettersatelliten Feng Yun 1C zertrümmert hatte, ist ein erstes Alarmsignal. Denn es war der erste Test einer so genannten Anti-Satelliten-Waffe (ASAT) seit mehr als zwanzig Jahren – und das erste Mal in der Raumfahrtgeschichte überhaupt, dass ein im Erdorbit kreisender Satellit vom Boden aus abgeschossen wurde.

Im Februar 2004 veröffentlichte die US-Luftwaffe zudem unter dem Namen "Transformation Flight Plan" ein Strategiepapier, in dem Grundlagen und Waffentechnologien künftiger Kriegsführung diskutiert werden. Eine der wichtigsten Grundlagen ist dem Papier zufolge die militärische Hoheit der USA im Weltraum sowie die Fähigkeit, Gegner aus dem All ganz fern zu halten oder sie gegebenenfalls an der Nutzung von Weltraumtechnologien zu hindern. Der Transformation Flight Plan listet ein ganzes Arsenal zukünftiger weltraumgestützter Waffen und Waffensysteme auf, die den USA dabei helfen sollen, die stärkste Militärmacht auf Erden und darüber hinaus zu bleiben.

Darunter sind einige äußerst exotisch anmutende Waffen, an deren Realisierung die US-Luftwaffe vermutlich selbst zweifeln dürfte: als "Gottespfeile" ("Rods from God") bezeichnete Hochgeschwindigkeitsgeschosse aus Wolfram, die von Satelliten aus abgefeuert werden und Bunker brechen sollen, oder riesige Relais-Spiegel im All, die Laserstrahlen zur Vernichtung von Zielen im All oder auf der Erde weiterleiten. Die meisten Waffen jedoch ließen sich schon jetzt bauen. Sollten sie – wie im Plan vorgesehen – ab 2015 in Dienst gestellt werden, würde der erdnahe Weltraum vor Waffen nur so starren.

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  • Technology Review 05/07: Krieg in den Sternen

(wst)