Positionsdaten ohne Satellit

Google und andere Anbieter ortsbasierter Dienste arbeiten an technischen Alternativen, die GPS überflüssig machen sollen.

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Immer mehr Handy-Besitzer nutzen das mobile Internet, um sich über ortsbasierte Dienste mit Informationen zu ihrem Aufenthaltsort zu versorgen – sei es nun das Auffinden von Sehenswürdigkeiten oder das Suchen nach einem passenden Restaurant mit Mittagstisch. Allerdings besitzt nur ein Bruchteil der Geräte einen GPS-Chip zur genauen Satellitennavigation. Um dieses Problem zu umgehen, arbeiten der Internet-Konzern Google und andere Anbieter an technischen Lösungen, die die Positionsdaten des Nutzers auf alternativen Wegen bestimmen, berichtet das Technologiemagazin Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

So hat Google seit Ende November eine Funktion namens "My Location" ("Mein Standort") freigeschaltet, die in die Mobilversion seiner populären Kartenanwendung "Google Maps" integriert wurde. Sie sammelt die Daten der am nächsten gelegenen Mobilfunkbasisstation und kann so eine Positionsbestimmung auf rund 1000 Meter genau vornehmen. Diese Auflösung reicht zwar noch nicht aus, um mit einem Fahrzeug durch die Stadt zu navigieren, doch zum Auffinden von Lokalen oder Geschäften in der Nähe durchaus. "Einer der Hauptanwendungen von Google Maps ist die Umkreissuche", sagt Steve Lee, Produktmanager bei Google, der den Ansatz mit einer Suche vergleicht, die nur auf einer innerstädtischen Postleitzahl basiert. "In einer neuen Stadt kennt man die ja nicht immer – und selbst wenn man sie kennt, braucht die Eingabe ihre Zeit." Der Dienst "MyLocation", der auch mit deutschen Handys funktioniert, erleichtere dies deutlich. Google hat dazu eine Datenbank angelegt, die die eindeutigen Identifikationsdaten der Basisstationen mit Geoinformationen abgleicht. Diese werden zusätzlich mit Daten aus Handys verfeinert, die über einen GPS-Chip verfügen und zuvor in der gleichen Funkzelle unterwegs waren.

Einen anderen Ansatz verwendet das Start-up Plazes. Der "Location Tracking"-Dienst hat in den vergangenen Jahren eine Datenbank aus WLAN-Hotspots auf der ganzen Welt aufgebaut, die manuell von Plazes-Benutzern mit "Geotags", Ortsmarkierungen, versehen wurden. Loggt man sich nun von einem solchen Ort aus bei Plazes ein, erkennt die Software, dass dort bereits ein anderer Nutzer vorbeikam und ergänzt die Informationen aus der Datenbank. Eine Kombination aus WLAN- und Handy-Technik erprobt man wiederum bei Intel und der University of Washington. Dort wurde eine Forschungssoftware entwickelt, die sich "Place Lab" nennt. Sie nutzt jeden Funksender, den der Nutzer in seinem Gerät hat, auch zur Positionsbestimmung – egal ob es nun ein WLAN-Chip im Handheld oder Laptop oder die GSM-Technik im Handy ist.

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(bsc)