Photokina

Drahtlos, spiegellos, bildstark - Rückblick auf die 32. Photokina

Mehr Besucher, weniger Anbieter: Die 32. Photokina ist zu Ende. Die Veranstalter ziehen eine positive Bilanz. Welche Trends und Kameramodelle die Messe beherrscht haben, lesen Sie hier.

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185.000 Besucher aus 166 Ländern, 1.158 Aussteller aus 41 Ländern – die 32. Photokina schließt mit einer positiven Bilanz. Immerhin lockte die weltgrößte Messe für Fotografie etwa 4000 Besucher mehr an als 2010. Die Zahl der Anbieter, die auf der Photokina vertreten waren, ist allerdings leicht gesunken, in 2010 kamen noch etwa 1.251 auf das Kölner Messegelände.

Smartphones schwächen zwar gerade die günstigen Kompakten, sie sind aber auch Impulsgeber für den Markt: Hybriden zwischen Smartphone und Kamera, wie die Samsung Galaxy Camera, könnten bald keine Exoten mehr sein.

(Bild: Samsung)

Im Mittelpunkt standen in diesem Jahr vor allem auch die vernetzten Kameras. So hatten sowohl Nikon als auch Samsung jeweils ein Gerät mit dem Smartphone-Betriebssystem Android im Gepäck, die die Messebesucher auf den Ständen ausführlich testen konnten. Mit ihnen wird es möglich, beispielsweise Apps aus dem Google-Play-Store zu laden.

Auf der Samsung Galaxy Camera, die im Gegensatz zu Nikon S800c die neueste Android-Software Jelly Bean an Bord hat, soll auch die Voice-over-IP-Software Skype laufen. Telefonieren mit der Kamera scheint keine ferne Zukunftsvision mehr zu sein.

Kleinbild unter 2000 Euro: Die EOS 6D hat außerdem Wlan und GPS an Bord.

(Bild: Canon)

Ganz so weit trauten sich andere Hersteller bisher nicht hervor, trotzdem machten auch sie deutliche Schritte in Richtung Smartphone. So brachte Sony die Wlan-Technik nun auch in seine spiegellosen Systemkameras NEX-5R und NEX-6. Über den Cloud-Service "PlayMemories" will der Hersteller Apps für Bildbearbeitung und Fernsteuerung via Smartphone anbieten. Canon stellte auf der Photokina mit der EOS 6D außerdem eine Kamera mit integriertem Wlan und GPS vor.

Die RX1 ist die erste Kompaktkamera mit Kleinbild-Sensor.

(Bild: Sony)

Die SX50 hat einen 50-fachen optischen Zoom und bringt neue Brennweitenrekorde in das Kompaktsegment.

(Bild: Canon)

Doch es zeigte sich auch, dass Kameras nicht nur kommunikativer werden. Gerade im Kompaktsegment setzen die Hersteller wieder stärker auf Bildqualität. So stellte Sony beispielsweise kurz vor der Photokina die erste Kompaktkamera mit einem Kleinbild-Sensor mit einer Auflösung von 24 Megapixeln vor. Dieser arbeitet auch in der Profi-SLT A99. Nicht zuletzt werden die Objektive der Kompakten lichtstärker und zwingen ihre Fotografen damit nicht mehr zu starken Kompromissen. Anfangsblenden von f/1.4, f/1.8 oder f/2.0 sind bei den Edelkompakten keine Seltenheit mehr. Mehr gibt es auch bei der Brennweite. Canon führt mit der SX50 einen 50-fachen Zoom ins Kompaktsegment ein und erreicht damit eine Kleinbild-äquivalente Brennweite von 1.200 mm. Damit kann man bei klarer Sicht den Mond fotografieren – mit Kratern.

Doch Verbraucher müssen für diese Kameras auch deutlich tiefer in die Tasche greifen. So soll beispielsweise die Kleinbild-Kompakte von Sony über 3000 Euro kosten, Panasonics edle LX7 und Canons SX50 liegen über 500 Euro, die Preise für Samsungs-Androidkamera stehen noch nicht einmal fest. Die günstige Grabbeltischware steht offenbar vor dem Aussterben, dieses Feld überlassen die Hersteller bereitwillig den Smartphones.

Riesenrevolutionen jedoch haben die Besucher der Photokina nicht erlebt. Bei vielen Kameramodellen haben sich die Hersteller auf Modellpflege konzentriert. So hat Olympus seine neuen PEN-Modelle um die OM-D-Sensorik ergänzt, Pentax seine Q etwas dicker gemacht und Nikon seiner J2 einen besseren Monitor spendiert.

Das neue spiegellose Flaggschiff von Panasonic: Die GH3 hat ein Gehäuse aus einer Magnesiumlegierung.

(Bild: Panasonic)

Apropos spiegellose Systemkameras: Panasonic hat ein neues spiegelloses Flaggschiff vorgestellt. Die GH3 verschiebt den Schwerpunkt deutlich hin zu Video: Filme können ohne zeitliche Beschränkung mit Timecode aufgezeichnet werden – wahlweise mit 24, 25 oder 50 Vollbildern pro Sekunde. Relevante, elektronische Bauteile sollen so angeordnet sein, dass auch bei langen Aufnahmen keine Hitzeprobleme auftreten. Zudem lassen sich beim Filmen die Belichtungseinstellungen frei wählen.

Kooperation zwischen Sony und Hasselbald: Die Lunar ist das erste Ergebnis.

(Bild: hasselblad)

Eine große Überraschung war die Ankündigung von Hasselblad mit Sony zu kooperieren. Erstes Ergebnis ist offenbar die Lunar, in der man eine NEX-7 erkennen kann. Ein 24-Megapixel-CMOS-Sensor und ein E-Mount deuten zumindest darauf hin. Um Eigenständigkeit zu bewahren und auch den Preis von rund 5000 Euro zu rechtfertigen, steckt die NEX-Technik allerdings im Luxus-Gehäuse gefräst aus einem massiven Aluminium-Block.

Schmankerl für alle, die mit spiegellosen Systemkameras fotografieren: Die Objektivauswahl wird immer größer und auch besser. Lichtstarke Festbrennweiten, Pancakes, Zooms und Makro-Objektive machen die Geräte immer konkurrenzfähiger zu herkömmlichen Spiegelreflexkameras – und auch die elektronischen Sucher werden immer präziser. Die Spiegelreflexhersteller reagieren mit Topmodellen mit Kleinbildsensor zum Preis unter 2000 Euro und verbesserten Videofunktionen.

Alle Photokina-News finden Sie in unserem Spezial zur Messe. (ssi)