Green IT: Schlechte Ökobilanz bei Austausch stromdurstiger Alt-Notebooks

Nach einer Studie des Umweltbundesamtes schadet der Austausch älterer Notebooks gegen sparsamere Neugeräte meistens dem Klima. Ein Austausch ist daher nicht immer sinnvoll; stattdessen sollte man alte Rechner möglichst lange nutzen.

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Die Herstellung von Notebook-Hardware schluckt viel Energie und Rohstoffe und schadet der Umwelt: Die Erzeugung von Energie und Rohstoffen setzt Treibhausgase frei. Auch die in der Nutzungsphase eines Notebooks verbrauchte Energiemenge führt zur Emission von Kohlendioxid. Ersetzt man einen Stromschlucker durch einen besonders sparsamen Computer, so kann sich nach einigen Jahren Nutzungsdauer eine positive Bilanz ergeben: Der geringere CO2-Ausstoß während der Nutzung kompensiert den Aufwand für Produktion, Verpackung, Transport und schließlich Recycling.

Doch nach einer Studie, die das Umweltbundesamt (UBA) in Auftrag gegeben hat, klappt das bei Notebooks meistens nicht: Der anteilige CO2-Ausstoß für die Produktion ist höher als in der gesamten Nutzungsphase. Die Forscher vom Öko-Institut und vom Fraunhofer IZM haben drei Modelle mit verschiedenen Datenbasen durchgerechnet, die sich vom absoluten CO2-Ausstoß her deutlich unterscheiden, doch die Grundaussage ist klar: Damit sich ein positiver Effekt aufs Klima ergeben kann, müsste ein neues Notebook schon um rund 70 Prozent sparsamer sein als sein Vorgänger und mehr als 6 Jahre lang genutzt werden. Ist das neue Gerät aber – wie heute üblich – nur 10 Prozent sparsamer, müsste man es mehrere Jahrzehnte lang nutzen, um der Umwelt zu nützen.

Das UBA und die an der Studie beteiligten Institute sind von den Ergebnissen nicht überrascht. Wie UBA-Präsident Jochen Flasbarth gegenüber heise online erläuterte, ging es eher darum, eine Einschätzung zu bestätigen und mit Zahlen zu untermauern. Die Studie empfiehlt klar, statt der Anschaffung sparsamerer Neugeräte lieber alte Notebooks möglichst lange zu nutzen.

Um die Nutzungsphase zu verlängern, fordert das UBA längere Gewährleistungszeiträume für die Geräte und einen modularen Aufbau. Durch leichtere Austauschbarkeit möglichst standardisierter Komponenten könnte man sie besser und billiger reparieren sowie auf- oder umrüsten. Diese Forderungen ließen sich auch bei vielen aktuellen Notebook-Designs problemlos berücksichtigen. Stattdessen passiere aber zurzeit das Gegenteil, etwa bei Geräten mit nicht austauschbaren Akkus, was Flasbarth "besonders problematisch" nannte. Über die Ökodesign-Richtlinie der EU solle der Gesetzgeber hier gegensteuern.

Siddharth Prakash von Öko-Institut stellt die Studie heute auf der 6. BMU/UBA/BITKOM-Jahreskonferenz zum Thema Green IT in Berlin vor. Leider gibt es bisher nur eine Studie für Notebooks. Diese machen mittlerweile den größten Teil aller verkauften Computer aus. In den meisten Desktop-Rechnern steckt mehr Material, sodass Fertigung und Transport mehr Ressourcen schlucken. Weil sie aber häufiger modular aufgebaut sind, lassen sie sich potenziell länger nutzen. (ciw)