Creative Commons feiert fünften Geburtstag mit neuen Programmen

Als Geschenke an die Nutzergemeinde hat die internationale Bewegung für ein flexibleres Copyright die Protokolle CC+ und CC0 angekündigt, die eine leichtere kommerzielle Nutzung oder eine Freigabe entsprechend markierter Werke bewerkstelligen sollen.

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Die "Creative Commons"-Initiative (CC) hat am Wochenende ihren fünften Geburtstag gefeiert. Tausende Unterstützer der internationalen Bewegung für ein flexibleres Copyright trafen sich auf Partys unter anderem in Bangalore, Belgrad, Berlin, Los Angeles, New York, Manila oder San Francisco, berichtet CC-Gründer Lawrence Lessig in seinem Blog. Der Stanforder Rechtsprofessor selbst war in der nordkalifornischen Metropole mit am Feiern, wo unter anderem der brasilianische Kulturminister und CC-Anhänger Gilberto Gil sowie sein Sohn Bem aufspielten. In der deutschen Hauptstadt gratulierten am Freitag rund 250 Befürworter moderaterer Urheberrechtsbestimmungen in der "Raumschiff-Station" c-base unweit vom Alexanderplatz.

Anders als sonst üblich, verteilt die CC-Initiative im Umfeld des Wiegenfestes selbst Geschenke an die Nutzer. Dazu gehören die Protokolle CC+ und CC0, die eine leichtere kommerzielle Nutzung oder eine komplette Freigabe entsprechend markierter digitaler Werke bewerkstelligen sollen. Grundgedanke der "Creative Commons"-Lizenzen ist es, Inhalte in maschinenlesbarer Form mit ausgeweiteten Nutzungsrechten zu versehen und so eine "Infrastruktur für eine freie Kultur" sowie eine Alternative zu den Verwertungsmonopolen der Unterhaltungsindustrie zu schaffen. Lessig will mit den inzwischen für zahlreiche Länder – einschließlich Deutschland – adaptierten Vertragsformen einen großen Pool an Medieninhalten schaffen, die komplett oder für nicht-kommerzielle Zwecke zum Download und Remixen freigegeben sind. Anders als beim Urheberrecht oder beim Copyright US-amerikanischer Prägung behalten sich die Künstler bei CC nur einige Rechte vor, während sie die Nutzungsmöglichkeiten für Dritte erhöhen.

Bisher traten in der Praxis aber manchmal Schwierigkeiten bei der Handhabung der Lizenzen auf. Gibt ein Kreativer Inhalte etwa nicht automatisch für die kostenlose kommerzielle Nutzung durch Dritte frei, war es bisher recht umständlich, mit ihm in Kontakt zu treten und möglicherweise ein Honorar oder eine andere Lizenz auszuhandeln. CC+ (CCPlus) soll es nun nach Angaben der Initiative erlauben, mit einem Mausklick einen Ansprechpartner oder Agenten für die kommerzielle Rechtenutzung zu erreichen. Dies könne etwa für die Lizenzierung von Fotos auf Portalen wie Flickr verwendet werden. Unterstützen wollen das neue Verfahren unter anderem Yahoo, Blip.tv, Beatpick, Jamendo, Pump Audio, RightsAgent, Youlicense und das Copyright Clearance Center.

CC0 (CCZero) soll von Mitte Januar zu CC+ dazukommen. Das Protokoll soll Kreativen eine einfach erkennbare und digital unterschriebene Möglichkeit geben, Copyrights an einem Werk komplett aufzugeben. Alternativ können sie signalisieren, dass definitiv keine rechtlichen Restriktionen mit der Nutzung von derart gekennzeichneten Inhalten verbunden sind. In den USA gibt es laut Lessig zwar bereits die Möglichkeit, Werke als gemeinfrei in die sogenannte Public Domain einzuspeisen. Mit CC0 verknüpft er aber die Hoffnung, diese Form der Stärkung der Wissensallmende international zu etablieren und gemeinfreie Werke einfacher weltweit sichtbar zu machen. Eine Prüfung der Vereinbarkeit dieser Regelung mit dem deutschen Urheberrecht steht aber offenbar noch aus. Hierzulande ist das Autorenrecht automatisch mit dem Kreativen persönlich verknüpft und eigentlich nicht aufhebbar.

Ergänzend zu CC0 soll ein Protokoll für die Implementierung von "Open Access"-Daten treten. Das gemeinsam mit dem CC-Ableger Science Commons, der Firma Talis und der Open Knowledge Foundation aufgelegte Programm hat das Ziel, Informationen aus unterschiedlichen internationalen Datenbanken in rechtlich abgesicherter Form miteinander verknüpfen zu können. Hintergrund ist, dass manche Länder und Regionen wie die EU ein eigenständiges Schutzrecht für Datenbankinformationen geschaffen haben. Andere nehmen reine Datenansammlungen explizit vom Urheberrechtsschutz aus. Die "Open Access"-Bewegung macht sich generell für einen kostenlosen Zugang zu wissenschaftlichen Informationen stark. (Stefan Krempl) (pmz)