"Pono": Neil Young will iTunes & Co. audiophile Konkurrenz machen

Erst wollte Altrocker Neil Young Steve Jobs dazu bringen, bessere Audioqualität bei iTunes zu verkaufen, inzwischen versucht er es auf eigene Faust. Mit "Pono" ("Gerechtigkeit") will er eine audiophile Alternative zu AAC- und MP3-Shops schaffen.

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Von
  • Volker Zota

Der quietschgelbe Prototyp von Neil Youngs Pono-Player verspricht auch unterwegs ein audiophiles Klangerlebnis.

(Bild: YouTube/CBS)

Seit geraumer Zeit wirbt Neil Young für bessere Klangqualität und will auch Steve Jobs kurz vor dessen Tod schon fast überzeugt gehabt haben, bei iTunes verlustfrei komprimierte Inhalte anzubieten. Doch Apple verkauft nach wie vor verlustbehaftet mit AAC-kodierte Musik bei 256 kBit/s. Einzig das "Mastered for iTunes"-Programm deutet bisher auf eine Initiative für bessere Musikkonserven bei Apple hin.

Wie das Musikmagazin Rolling Stone berichtet, sind Youngs Worten inzwischen Taten gefolgt. In der "Late Show with David Letterman" zeigte der Musiker einen Prototyp des "Pono"-Players (Hawaiianisch für "Gerechtigkeit"), der "Master Files", aber auch alle gängigen anderen Audioformate abspielen soll. Pono solle die höchstmögliche digitale Audioqualität liefern – vermutlich mit 24 Bit/96 kHz oder gar 24 Bit/192 kHz abgetastetes, verlustfrei kodiertes Material – und sich vorrangig an Audiophile richten, denen die Audioqualität von MP3 & Co. nicht genügt. Welches Dateiformat genau eingesetzt wird, sagte Young nicht, es sei jedoch nicht neu.

Nach eigenen Angaben hat der Musiker einen Vertrag mit der Warner Music Group (BMG) abgeschlossen und verhandelt unter anderem mit Sony. Der Player und der zugehörige Pono-Online-Shop für HD-Musik sollen im kommenden Jahr an den Start gehen. Tatsächlich ist Youngs Ansatz nicht neu: Bisher fristen Shops für High-Res- oder HD-Audio wie HDtracks und Highresaudio.com allerdings ein Schattendasein.

[Update, 29.9., 7:30 Uhr]: Eine kleine Ergänzung zu dem Thema, weil im Artikelforum trefflich darüber gestritten wird, ob Abtastraten von 24 Bit/96 kHz oder mehr angesichts des menschlichen Hörvermögen überhaupt Sinn ergeben – oder nur größere Dateien. Tatsächlich können nur die Wenigsten Frequenzen bis 22 kHz überhaupt wahrnehmen. Das grundlegende Theorem der Nachrichtentechnik – Abtast-, Sampling, Shannon-, Nyquist- oder WKS-Theorem genannt – besagt, dass man kontinuierliches, bandbegrenztes Signal mit der doppelten Frequenz zeitdiskret abtasten muss (aber nicht mehr!), um das Originalsignal verlustfrei aus dem Ergebnis rekonstruieren zu können, allerdings nur mit unendlich großem Aufwand. Zumindest prinzipiell müssten die von der CD bekannten 44(,1) kHz daher ausreichen, auch wenn man sich mit höheren Sampling-Frequenzen das Leben erleichtern kann.

Dass höhere Sampling-Raten aus bestimmten Gründen durchaus sinnvoll sein können, in der Regel aber nicht zu besserer Klangqualität führen und bei Abspielformaten möglicherweise sogar schädlich sind, beleuchtet der im Forum bereits erwähnte Beitrag von Christopher "Monty" Montgomery (Xiph.Org), von dem unter anderem das Source-Audioformat Ogg Vorbis stammt und der auch an der Entwicklung von Opus beteiligt war. Er hatte sich bereits im Frühjahr detailliert zu Neil Youngs Plänen geäußert. (vza)