P2P-Fernsehen Zattoo feiert "Vorpremiere" in Deutschland [Update]

Der bereits in mehreren europäischen Nachbarländern verfügbare P2P-Dienst streamt Live-Fernsehen über das Internet, in Deutschland allerdings zunächst nur Spartensender.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Volker Zota

In Deutschland streamt Zattoo vorerst nur Spartensender

In der Schweiz und anderen europäischen Ländern stellt Zattoo (japanisch für "Menschenmenge") das Fernsehprogramm von über 40 TV-Programmen live ins Netz – mittels P2P-Technik, ganz legal und vertraglich abgesichert. In der Schweiz streamte Zattoo im vergangenen Jahr beispielsweise die Spiele der Fußball-WM. Hierzulande wollte Zattoo ursprünglich im Juni starten, musste den Termin mangels Vertragsabschlüssen mit den Fernsehsendern immer wieder verschieben.

Obwohl es sich prinzipiell um eine Art "Kabelweiterleitung" handelt, scheinen die Sender Bauchschmerzen damit zu haben, dass ihr komplettes Programm live im Internet ausgestrahlt wird. Dabei sind die meisten Programme (Das Erste, ZDF, WDR, Sat.1, ProSieben, RTL et cetera) in der Schweiz problemlos über Zattoo zu empfangen. Grund hierfür dürfte das laut Zattoo-CEO Beat Knecht "liberalere" Rechtssystem sein. Beim ZDF gibt es wohl zumindest einen Letter of Intent (LOI).

Um den Deutschlandstart nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben zu müssen, feiert Zattoo mit Version 3.0.5 Beta nun "Vorpremiere" in Deutschland. Mit von der Partie sind zwölf Spartensender, darunter Al Jazeera English, CNN International, Giga und so Bekanntes wie den Poker Channel, Tier TV und TV Gusto.

[Update: Eigentlich sollte Zattoo 3.0.5 Beta nicht mit den von uns gezählten zwölf, sondern 18 Sendern mitbringen. Tatsächlich fehlten bei uns wie auch anderen Nutzern vornehmlich die bekannteren Sender: Comedy Central, DSF, MTV, Nickelodeon und VIVA – siehe auch folgenden Blog-Beitrag.]

Bei Zattoo reicht ein Breitbandinternetanschluss und die für Windows (2000 mit SP3, XP, Vista), Mac OS X und Linux verfügbare Software, schon sieht man in die Ferne. Da der Dienst aufgrund von Senderechten Sorge dafür tragen muss, dass die Fernsehprogramme nur im jeweils zulässigen Territorium empfangen werden können, prüft Zattoo beim Verbindungsaufbau, in welchem Land sich der Nutzer befindet. Um den Zattoo-Player überhaupt herunterladen zu können, muss man sich registrieren.

Zattoo finanziert sich ausschließlich über Werbung. Da die mit dem normalen Fernsehprogramm ausgestrahlten Spots nicht ausgetauscht oder überblendet werden dürfen, bleiben nur die Umschaltpausen, um eigene Werbung unterzubringen. Beim Zappen blendet der Dienst kurze Werbebotschaften ein (meist Flash); das Umschalten dauert fünf bis sieben Sekunden; nach dem Spot cached der Zattoo-Player, bevor er losspielt.

Ähnlich wie DVB-T hinkt Zattoo dem Live-Programm einige Sekunden hinterher. Die Videoübertragung erfolgt verschlüsselt in MPEG-4 AVC (H.264) mit einer Auflösung von 352 × 288 Bildpunkten und mit Stereoton (sofern vorhanden); die eingehende Bitrate pendelt zwischen 400 und 600 kBit/s. Oft tauchen kurz nach dem Umschalten und beim Wechsel ins Vollbild Artefakte auf, die nach einigen Sekunden wieder verschwinden. (vza)