Afilias bietet neue Dienste für RFID-Tagging an

Mit dem Afilias Discovery Service (ADS) können zum Beispiel die Partner einer Lieferkette auf die gesamte Ereignisgeschichte eines Produkts zugreifen.

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Von
  • Monika Ermert

Die Mega-Registry für RFID-Tags von EPCGlobal bekommt Konkurrenz. Registry-Experte Afilias streckt ebenfalls seine Hand nach dem "Internet der Dinge" aus und will künftig nicht nur Dienste für Domains, sondern auch für andere Identifier wie RFID-Tags oder Barcodes anbieten. Bei einer RFID-Konferenz Ende des Monats will Afilias Details für seinen Afilias Discovery Service (ADS) vorstellen, mit dem zum Beispiel die Partner einer Lieferkette auf die gesamte Ereignisgeschichte eines Produkts zugreifen können, von der Herstellung über die Lieferung bis zum Verkauf und möglichen Gewährleistungsfällen.

Zusammen mit dem IT-Dienstleister der Luftfahrtbranche SITA in Genf präsentiert Afilias als ein Anwendungsbeispiel SITAs AutoID-Projekt (PDF-Dokument). Dabei wird in den kommenden Monaten das RFID-gekennzeichnete Fluggepäck von Passagieren, die zwischen Kuala Lumpur und Hongkong reisen, automatisch an RFID-Gateways erfasst und die entsprechenden Daten in einer "Ereignisdatenbank" gespeichert. Erstmals, so sagt Nick Gates von SITA, werde man ein solches AutoID-System in der Gepäckverfolgung erproben. Für die Zukunft ist auch an vergleichbare AutoID-Systeme für Flugzeuge und deren Wartung und Ersatzteilhistorie gedacht. Insgesamt gibt es laut SITA Milliarden beweglicher Objekte, die sich durch solche Systeme verfolgen lassen. Bei Afilias hofft man darauf, dass ein solcher Dienst auch für andere Branchen interessant sein kann und bietet 2007 kostenlose Projektpartnerschaften für Discovery Services an.

Bislang, so sagt Roland LaPlante, Vice Präsident Marketing von Afilias, hätten vor allem große Anbieter wie Walmart oder das US-Verteidigungsministerium solche Systeme eingesetzt und dann die Partner zur Implementierung der eigenen Systeme gezwungen. Afilias biete dagegen ein Standardverfahren, für das Afilias-Entwickler gerade eigene Vorschläge bei der Internet Engineering Task Force (IETF) vorgelegt habe. Man rechne damit, so Michael Young, Senior Director IT bei Afilias, dass die Daten in vielen Fällen über das Internet an die "Ereignisdatenbanken" weitergeleitet werden, schon aus Kostengründen.

Genauso wird das beim SITA-Projekt passieren. Die Daten aus Kuala Lumpur und Hongkong werden an eine Datenbank in Atlanta weitergesandt und können über das Internet von den verschiedenen Partnern abgefragt werden. Entsprechende Authentifizierungsmechanismen sichern die Daten. So sagen die Beteiligten, dass der Zugriff nur von den autorisierten Partnern erfolgt. Laut Afilias lassen sich durch entsprechende Regeln auch Wettbewerber innerhalb eines Systems entsprechend gegeneinander abschotten. SITA betreibt auch die Datenbank selbst, in der alle vergebenen RFID-Tags verzeichnet sind. Gerade bei einer Weitergabe über das Internet sei eine Trennung von Tag-Registrierung und Ereignisgeschichte wichtig, sagt Young, um zu viel Datenverkehr auf dem zentralen Verzeichnis zu vermeiden. Gleichzeitig betonte er, dass jeder Anbieter durchaus ein eigenes zentrales Verzeichnis von Identifiern anlegen könne und nicht zwangsläufig auf den Object Naming Service (ONS) von EPCGlobal angewiesen sei.

Kritiker hatten bereits gewarnt, dass ein einzelner zentraler ONS, wie ihn EPCGlobal angedacht hat, wenig vertrauenerweckend sei. EPCGlobal hat den Betrieb der Datenbank bereits 2004 an VeriSign vergeben, das sich ebenfalls ein gutes Geschäft mit dem Internet der Dinge verspricht. Die Experten bei Afilias sagten, es gebe im Markt durchaus Bedenken, alle Daten in einer einzigen Datenbank abzulegen. Bei der SITA schloss man allerdings eine Integration späterer AutoID-Systeme mit EPCGlobals ONS nicht aus.

Keine Bedenken hat man bei Afilias hinsichtlich möglicher Datenschutzfragen. Die Zuordnung eines Tags zu einem Flugpassagier könne letztlich nur derjenige herstellen, der den Tag registriert habe, etwa Lufthansa. Die Ereignisgeschichte sei davon zu trennen. In Zeiten massiver Datensammelwut dürfte das die Datenschützer wenig beruhigen, gehören doch Abfragen von IP-Adressen bei TK-Unternehmen beinahe zum Routinegeschäft. Bei den Anbietern überwiegt allerdings vorerst noch die Euphorie über die neuen Möglichkeiten. (Monika Ermert) / (vbr)