IROS: "Roboter waren in Fukushima sehr nützlich"

Roboter und ferngesteuerte Maschinen leisteten einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Reaktorkatastrophe in Japan, erklären Teilnehmer der Robotik-Konferenz IROS. Sie erwarten, dass künftige Roboter-Generationen dort noch Jahrzehnte zu tun haben.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Nun ist die Robotik-Konferenz IROS (Intelligent Robots and Systems) auch offiziell eröffnet. Zu Beginn der Auftaktveranstaltung gab es zunächst den unvermeidlichen Blick in die Statistik: Mehr als 1500 Teilnehmer sind ins portugiesische Vilamoura gekommen, außerdem 33 Aussteller. Aus 1801 eingereichten Vorträgen wurden 806 ausgewählt, die bis Donnerstag in elf parallelen Sitzungen präsentiert werden.

Es gibt aber jeweils zu Tagesbeginn auch Vorträge für alle. Am Montag sprach Hajime Asama von der University of Tokyo über den Einsatz von Robotern und ferngesteuerten Maschinen bei Unfällen in Kernkraftwerken. Das schwere Erdbeben vom 11. März 2011 habe sein Leben verändert, sagte Asama: Er sei seitdem Mitglied in vielen Komitees. Unter anderem hat er die Robotics Task Force for Anti-Disaster mitbegründet, die schon bald nach der Katastrophe versuchte, das Wissen und die Erfahrung der Robotikgemeinde für die Bewältigung des Unglücks zu nutzen.

Vom Einsatz des Roboters Quince im Unglücksreaktor gibt es Videos auf Youtube.

(Bild: Youtube )

Die erste ferngesteuerte Maschine, die in Fukushima zum Einsatz kam, war Asama zufolge am 22. März 2011 eine Betonpumpe der Firma Putzmeister, mit der Kühlwasser in die Kraftwerksruine befördert wurde. Ab 6. April wurde mit ferngesteuerten Kipplastern und Baggern, die erstmals 1991 nach einem Vulkanausbruch eingesetzt worden waren, Schutt weggeräumt. In den folgenden Monaten wurden dann mit verschiedenen Robotern immer wieder Messungen im Inneren der Ruine vorgenommen und Proben gezogen. "Trotz gegenteiliger Darstellungen in den Medien wurden Roboter eingesetzt und waren sehr nützlich", betonte Asama.

Die Aufräumarbeiten in Fukushima dürften nach gegenwärtigen Schätzungen noch etwa 30 bis 40 Jahre dauern. Da gibt es reichlich Bedarf an weiteren unterstützenden Technologien, etwa Schutzanzügen für Arbeiter, deren Beweglichkeit durch Robotikaktuatoren unterstützt wird. Eine bessere Vernetzung der Forschung könnte die Entwicklung solcher Technologien beschleunigen.

Im Publikum war leises Lachen zu hören, als Asama berichtete, viele Menschen hätten enttäuscht bei der Firma Honda nachgefragt, warum deren Roboter Asimo nicht in Fukushima eingesetzt werde. Teilnehmer einer Fachtagung wie IROS wissen eben, dass es sich bei den derzeit existierenden Robotern überwiegend um Prototypen handelt.

In diesem Zusammenhang kritisierte Asama, dass die Medien beim Thema Robotik auf Erfolgsmeldungen fixiert seien. Allerdings sei an dieser Stelle angemerkt, dass diese Sichtweise – bei gleichzeitiger Ausblendung von Problemen – auch etliche Roboteranbieter und Forschungsinstitute teilen. Immer wieder verschicken sie Pressemitteilungen und Fotos, die die gegenwärtigen Fähigkeiten von Robotern übertrieben darstellen. Ein rohes Ei in einer Roboterhand erweckt dann schnell den Eindruck, als wäre das Problem des Greifens längst gelöst. Doch das Gegenteil ist der Fall. Ein Blick ins Tagungsprogramm der IROS zeigt, dass sich allein 23 Vorträge damit beschäftigen. (ssu)