Sanyo droht nach Bilanzfehlern der Börsenausschluss

Nach einer einschneidenden Restrukturierung droht dem angeschlagenen Elektronikkonzern nun Ärger mit der Börsenaufsicht: Das Unternehmen musste die Bilanzen der vergangenen sechs Jahre korrigieren und steht unter verschärfter Beobachtung.

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Dem japanischen Elektronikkonzern Sanyo droht wegen fehlerhafter Bilanzen der Ausschluss vom Handel an der Tokioter Börse. Der angeschlagene Elektronikriese musste die Bilanzen der Muttergesellschaft für die vergangenen sechs Geschäftsjahre korrigieren. Nach Angaben vom Dienstag summieren sich die Verluste in diesen Jahren auf 484,5 Milliarden Yen (2,9 Milliarden Euro), nachdem zuvor 478,6 Milliarden Yen ausgewiesen worden waren. Daraus sollen sich falsche Dividendenzahlungen in Höhe von insgesamt 28 Milliarden Yen (171 Millionen Euro) ergeben haben. Die Börsenleitung in Tokio lässt nun überprüfen, ob die Aktien des Elektronikkonzerns möglicherweise vom Kurszettel genommen werden, das Papier steht bis zum Abschluss der Ermittlungen unter Beobachtung.

Sanyo hat nach eigenen Angaben die Verluste der Halbleiterproduktion und der LCD-Sparte unterbewertet. Wie das Unternehmen weiter mitteilte, werden als Konsequenz der Bilanzierungsfehler die Gehälter von sieben Spitzenmanagern gekürzt und Pensionszahlungen für Vorstandsmitglieder gestrichen. Die falsch kalkulierten Bilanzen hatten dazu geführt, dass irrtümlich Dividenden gezahlt wurden. Als Grund für die Bilanzierungsfehler wurde unter anderem ein unzureichender unternehmensinterner Kontrollmechanismus angeführt. Die Wertpapier-Aufsichtskommission empfahl der Finanzaufsicht, gegen Sanyo eine Geldbuße von 8,3 Millionen Yen (rund 50.000 Euro) zu verhängen.

Der Konzern hatte sich zuletzt einer einschneidenden Restrukturierung unterzogen und in den vergangenen Jahren tausende Stellen gestrichen. Der Konzern wollte sich von verlustreichen Sparten trennen und auf die gewinnträchtigen Bereiche Akkus und Solartechnik konzentrieren. Den geplanten Verkauf der angeschlagenen Halbleitersparte hat das Unternehmen im Oktober allerdings abgeblasen. Nach drei Jahren mit Verlusten schrieb der Konzern in der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahrs wieder schwarze Zahlen.

Im März 2007 war die Chefin des Sanyo-Aufsichtsrats, Tomoyo Nonaka, überraschend zurückgetreten. Während offiziell persönliche Gründe für den Rücktritt angeführt wurden, hatten Medien über einen Zusammenhang mit Unregelmäßigkeiten bei der Bilanzierung berichtet. Danach soll sich Nonaka für eine nachhaltige Aufklärung der Vorwürfe eingesetzt haben, konnte sich damit aber nicht durchsetzen. Die japanische Börsenaufsicht hatte zuvor Ermittlungen wegen unkorrekter Bilanzen eingeleitet. (vbr)