Konfigurationsprofile umgehen iOS-Beschränkungen

Einige Programmierer tricksen die Beschränkungen von iPhone und iPad aus, indem sie das Betriebssystem umkonfigurieren. Was genau dabei passiert, können Nutzer nicht nachvollziehen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 65 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Nicht jeder Smartphone-Nutzer hat eine Flatrate. Da wäre eine App nützlich, die den Datenstrom komprimiert, dachte sich Eldar Tuvey. Doch schnell merkte der iOS-Entwickler, dass die Aufgabe schwieriger ist, als nur eine entsprechende App zu programmieren und einzureichen. Denn Tuveys Anwendung muss den Datenverkehr zunächst abfangen und ihn zur Analyse über externe Server umleiten. Das funktioniert nur, wenn einige Einstellungen im iPhone-Betriebssystem verändert werden. Tuveys Lösung war ein so genanntes Konfigurationsprofil, das der Nutzer auf seinem Gerät installieren muss. Das ist eine kleine Datei, in der Einstellungen zu drahtlosen Netzwerken, Mailservern oder Verschlüsselungen abgelegt sind. IT-Abteilungen von Unternehmen verwalten über sie eigentlich die Firmen-Smartphones.

Inzwischen nutzen auch andere Entwickler diesen Trick, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe: Indem sie das Betriebssystem iOS umkonfigurieren, können ihre Apps mehr leisten, als von Apple vorgesehen. Und das tun sie nicht einmal besonders heimlich: Der Computerkonzern hat mindestens zwei solche Anwendungen für den Verkauf im App Store freigegeben.

Einige Entwickler glauben, dass weitere "echte" Innovationen bei iPhone-Apps nur noch möglich sein werden, wenn man die Beschränkungen von iOS umgeht. Heikki Koivikko, Chefentwickler von Wajam, setzt für die gleichnamige App ebenfall auf eine Anpassung des Betriebssystems. Wajam ist ein Browser-Plugin, das Nutzern bei Websuchen anzeigt, welche Links ihre Freunde in verschiedenen sozialen Netzwerken mit anderen geteilt haben.

Konfigurationsprofile seien zwar in manchen Fällen sinnvoll, sagt Walter Luh, Gründer der Firma Corona Labs, die Software-Werkzeuge für die App-Entwicklung vertreibt. Doch müsse für den Nutzer nachvollziehbar sein, was er da installiert. Als Luh ein solches Programm namens Onavo auf seinem iPhone aufspielte, sei dies nicht der Fall gewesen. "Das kann abschreckend wirken, weil man nicht weiß, was Onavo mit dem eigenen Gerät macht, wie es in dessen Einstellungen eingreift." Je nachdem, welche Einstellungen das Konfigurationsprofil ändert, kann es passieren, dass sich anschließend keine weitere App installieren lässt, die mit ähnlichen Verfahren arbeitet. Einige Nutzer berichten zudem, dass aufgrund dieser Apps Sprachnachrichten verloren gehen.

Mehr zum Thema in Technology Review online:

(bsc)