Telekom steht vor einer turbulenten Hauptversammlung

Zur Aktionärsversammlung wollen nach Angaben eines Gewerkschaftssprechers bis zu 15.000 Beschäftigte gegen den Konzernumbau bundesweit protestieren. Im Umfeld der Versammlung soll es weitere Aktionen geben.

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  • dpa

Kurz vor einem drohenden Streik muss Telekom-Chef René Obermann auf der Hauptversammlung des Unternehmens den Aktionären des Konzerns Rede und Antwort stehen. Ein knappes halbes Jahr nach seinem Amtsantritt steht der Manager am morgigen Donnerstag bei dem Aktionärstreffen in Köln nicht nur wegen der anhaltend schlechten Kursentwicklung und der Kundenverluste in Deutschland unter Rechtfertigungsdruck. Obermann ist in den vergangenen Wochen vor allem wegen der Pläne zur Auslagerung von 50.000 Mitarbeitern in Service-Gesellschaften in die öffentliche Kritik geraten.

Nach dem Scheitern der Verhandlungen mit ver.di steuert das Unternehmen in den größten Arbeitskonflikt seit Privatisierung vor zwölf Jahren. Zur Aktionärsversammlung wollen nach Angaben eines Gewerkschaftssprechers bis zu 15.000 Beschäftigte gegen den Konzernumbau bundesweit protestieren. Darüber hinaus soll es im Umfeld des Treffens weitere Aktionen geben. "In der Halle werden wir mit etwa 1000 Belegschaftsaktionären vertreten sein", sagte der Sprecher. Zudem würden vor dem Veranstaltungsort "Kölnarena" Flugblätter an die Aktionäre verteilt. Am Mittwoch hatten in Nordrhein-Westfalen nach ver.di-Angaben rund 2300 Beschäftigte die Arbeit vorübergehend niedergelegt.

In den vergangenen Wochen waren bereits mehrere zehntausend Mitarbeiter in Warnstreiks getreten. Die Gewerkschaft fordert einen tariflichen Auslagerungsschutz für die betroffenen Mitarbeiter. Fünf Gesprächsrunden waren ohne Ergebnisse geblieben. Die Telekom ist fest entschlossen, ihre Pläne notfalls auch ohne Zustimmung von ver.di umzusetzen. In den neuen Gesellschaften sollen die Mitarbeiter länger arbeiten und weniger Geld bekommen.

Das Angebot der Telekom von neun Prozent Gehaltskürzungen in mehreren Stufen und einer Verlängerung der Arbeitszeit um 4 Stunden auf 38 Wochenstunden ist am Mittwochnachmittag abgelaufen. Ver.di lehnte die Offerte ab. Die große Tarifkommission der Gewerkschaft will an diesem Freitag in Köln über eine Urabstimmung entscheiden. Schon in der kommenden Wochen sollen dann die Telekom-Beschäftigten das letzte Wort haben und über einen Streik entscheiden.

Obermann will vor den Aktionären dagegen für seine Strategie werben. Angesichts der dramatischen Kundenverluste im Inland hält der Vorstandschef die Pläne für alternativlos. So will er mit dem Kauf neuer Mobilfunkbeteiligungen im Ausland das Wachstum der Telekom absichern. Im Fokus steht aber die umstrittene Gründung von T- Service, mit der Obermann die Kosten senken und die Qualität des Kundendienstes verbessern will. Im vergangenen Jahr hatte die Telekom mit weltweit 248.000 Beschäftigten einen Umsatz von 61,3 Milliarden Euro und einen Überschuss von 3,2 Milliarden Euro erzielt. Die Aktionäre sollen erneut 0,72 Euro je Aktie an Dividende erhalten. Damit schüttet die Telekom fast ihren kompletten Konzerngewinn aus. (dpa) / (jk)