SCO vs. Linux: Torschlusspanik bei SCO
In der Auseinandersetzung zwischen der SCO Group und IBM um angeblich illegal kopierten Code in Linux hat SCO versucht, mit Anfragen unter anderem bei Intel und Oracle 18 Stunden vor dem Ende der Voruntersuchung einen Aufschub zu erwirken.
In der Auseinandersetzung zwischen der SCO Group und IBM um angeblich illegal kopierten Code hat SCO versucht, 18 Stunden vor dem Ende der Voruntersuchung einen Aufschub zu erwirken. Die Firma wurde bei Intel, Oracle und der Open Group vorstellig und verlangte die Herausgabe von Dokumenten sowie die Anhörung von Zeugen. Im Fall von Intel möchte SCO etwa die gesamte Kommunikation zwischen Intel und IBM, Intels Verbindungen mit SCO und alle Materialien zum Unix-API überstellt bekommen, die Intel beim Projekt Monterey produzierte.
Dieses Begehren faxte SCO zunächst an die Intel-Rechtsabteilung, obwohl man wusste, dass Intel für die Kommunikation mit der SCO Group eine externe Kanzlei beauftragt hatte. Diese bekam das Schriftstück um 15:26 zugestellt, mit der Aufforderung, das gewünschte Material tags darauf bis 12:00 vor Gericht einzureichen. Ähnlich kurios das Anschreiben von Oracle: Die Firma sollte verpflichtet werden, gleichzeitig in Armonk im US-Bundesstaat New York und in Oakland (Kalifornien) anzutreten. Die gravierenden Formfehler veranlassten beide Firmen, die Forderungen von SCO als gegenstandlos und unhaltbar beziehungsweise irreführend abzulehnen. Besonders Intels Rechtsbeistand gab sich erstaunt darüber, dass SCO bis fünf Minuten vor Zwölf gewartet hat, ehe es die Aufforderung verschickte. Weiter heißt es: "Intel nimmt seine juristischen Verpflichtungen sehr ernst. Der Versuch von SCO, Intel dafür verantwortlich zu machen, dass man mehr Zeit brauche, ignoriert schlicht die Faktenlage."
Einen weiteren Aufschub versuchte SCO auch direkt über IBM zu erreichen. Nach Abschluss der Voruntersuchung erklärte SCO eine weitere IBM-Lieferung von 340.000 Seiten für ungenügend. Auch dies wird in den USA als Verfahrensfehler gewertet, weil IBM auf den Vorwurf nicht antworten kann, eben weil die Untersuchungen bereits abgeschlossen sind.
In einem Business-Podcast eines kleinen Web-Anbieters versuchte SCO-Chef Darl McBride noch einmal, die Motive hinter der Klage herauszuarbeiten. McBride schilderte seine Jugend als Cowboy auf der elterlichen Ranch, wo es hart aber ehrlich zuging. Ausführlich widmete sich Darl McBride einem Vorfall, in dem gestohlenes Vieh mit Hilfe des Vieh-Inspektors am Brandzeichen identifiziert und zurückgeholt werden konnte. Die gleiche Cowboy-Arbeit mache er nun für SCO, das von AT&T alle Rechte an Unix gekauft habe, meint McBride. Zur Auseinandersetzung mit SCO erklärte er, dass seine Experten 290 verschiedene Eigentumsverletzungen gefunden hätten. Der Podcast ist derzeit schwer zu erreichen; auch bestehen Zweifel an seiner Echtheit, die vom Betreiber der Site allerdings zurückgewiesen werden.
Zu den Entwicklungen in dem Streit, den SCO mit IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde um SCO-Rechte an Unix und angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code angezettelt hat, siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):
(Detlef Borchers) / (jk)