Königliche Auszeichnung für ARM-Entwickler Furber

Professor Steve Furber, einer der beiden Entwickler des ARM-Prozessors, darf sich fortan "Commander of the Most Excellent Order of the British Empire" nennen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 58 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Stiller

Unter den Empfängern, die in diesem Jahr einen Orden des Britischen Empires für herausragende Dienste entgegennehmen dürfen, gehört auch Professor Stephen (Steve) Byram Furber von der Universität Manchester, der vor rund 23 Jahren den bis heute in der Embedded Welt eine dominierende Rolle spielenden ARM-Prozessor mitentwickelte. Er darf sich fortan Commander of the Most Excellent Order of the British Empire, CBE, nennen, eine knapp unterhalb des Ritterschlages rangierende britische Auszeichnung.

Furber war anfangs der 80er Jahre als Entwickler bei der britischen Firma Acorn, die den außerordentlich erfolgreichen BBC Microcomputer herausbrachte. Zusammen mit Sophie (früher Roger) Wilson schaffte er es damals in nur acht Monaten, für die nächste Rechnergeneration einen komplett neuen RISC-Prozessor zu designen. Der wurde im April 1985 von VLSI unter dem Namen ARM1 fertiggestellt und kam dann nach einem Update auf ARM2 im Acorn-Archimedes als erster kommerzieller RISC-Prozessor überhaupt zum Einsatz. Der Prozessor gilt bei vielen als einer der zehn wichtigsten Chips ever built. Mit Apples Hilfe wurde die Prozessorentwiclung dann Anfang der 90er Jahre in eine eigene Firma ARM unlimited ausgelagert, da hatte Furber aber schon längst eine Berufung an die Universität Manchester angenommen, wo er seitdem als Professor of Computer Engineering in der School of Computer Science tätig ist, unter anderem in der Advanced Processor Technologies Group.

An der Uni hat er auch eine taktlose Variante des ARM-Prozessors namens Amulett entwickelt. Furber ist auch an Techniken beteiligt, Prozessoren auf anderer Hardware zu emulieren, die ein Spin-off der Universität namens Transitive Technologies Ltd vermarktet. Eine Version ihrer QuickTransit-Software, die PowerPC auf Intel-Plattformen emuliert, wurde für Apple unter dem Namen Rosetta entwickelt. Derzeit entwickelt Furber im Projekt Spinnaker ein "Brain box" genanntes System, das das menschliche Gehirn simulieren soll. Hierzu sind dann bis zu einer Million neuer ARM-Prozessoren vorgesehen.

Die Ehrung von Steve Furber ist sicher hochverdient, schade nur, dass die Mitentwicklerin Sophie Wilson, die mindestens den gleichen Anteil an dem Erfolg des ARM-Prozessor trägt (und unter anderem den ARM-Befehlssatz gestaltete), leer ausging.

Die durchaus recht lange Liste der Ordensempfänger wird angeführt von Gandalf aus dem Herrn der Ringe -- alias Sir Ian McKellen -- , der mit dem British- und Commonwealth-Orden "Order of the Companions of Honour" die bedeutenste Auszeichnung erhielt.

Zum Ritter (KBE, Knight of the Most Excellent Order of the British Empire) wurde neben dem Marks-and-Spencer-Chef Stuart Rose und dem TV-Entertainer Michael Parkinson auch der Biologe Ian Wilmut geschlagen, der mit seinem geclonten Schaf Dolly 1997 weltberühmt wurde. Neue Offizierin des Ordens (OBE) darf sich unter anderem auch Popstar Kylie Minouge nennen und auch der englische Rugby-Coach Brian Ashton ist immerhin schon mal Mitglied (MBE).

In der Geschichte haben viele diese Ehrung aber auch ausgeschlagen, etwa der Stones-Gitarrist Keith Richards, der nicht zum Ritter geschlagen werden wollte, oder die diesjährige Literatur-Nobelpreisträgering Doris Lessing, die aber später den besonderen "Order of the Companions of Honour" annahm. Und John Lennon hatte seinen ganz unten in der Hierarchie liegenden MBE-Orden 1969 aus Protest gegen die britische Afrika-Politik wieder zurückgegeben. (as)