Steve Ballmer startet die Lernsoftware Schlaumäuse 3.0

"Die Technologie hat alle traditionellen Grenzen des Lernens beseitigt", meinte der Microsoft-Chef beim Neustart von Microsofts Bildungsinitiative für Kinder. Mittlerweile sind in Deutschland 7000 Kindergärten daran beteiligt.

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Microsoft-Deutschland-Chef Christian Illek (hinten links) mit Abgesandten einer Berliner Kita und Steve Ballmer (hinten rechts) bei der Vorstellung der neuen Lernsoftware von Microsoft.

(Bild: Stefan Krempl / heise online)

"Die Technologie hat alle traditionellen Grenzen des Lernens beseitigt", meinte Steve Ballmer am Mittwoch beim Neustart der Lernsoftware Schlaumäuse von Microsoft. Es sei prinzipiell möglich, die ganze Welt vom Schreibtisch aus zu erforschen. Man könne sich ein Thema auswählen und aus dem Stegreif dazu eine Abhandlung verfassen unter Einbezug historischer Zeitzeugnisse, Daten oder Videomaterial. Es habe so nie eine bessere Zeit gegeben, in die Schule zu gehen; . der Zugang zum Wissen sei grenzenlos geworden, betonte der Microsoft-Chef während der Veranstaltung in der Humboldt-Box am Schlossplatz in Berlin

Einen festen Bestandteil der neuen Lernwelt soll Ballmer zufolge die neue Schlaumäuse-Initiative bilden. "Inspiration entsteht durch das Erforschen", meinte er. Es komme darauf an, die Neugier von Kindern und Jugendlichen zu wecken. Genau dies ermögliche Microsofts Software zur Sprachförderung, die nun die neuen Möglichkeiten von Windows 8 und des Tablets Surface nutze; sie erinnere ihn immer etwas an Peanuts-Comics. Für das weiterhin mit der Maus steuerbare Programm gibt es auch eine Tablet-optimierte Version mit Touch-Funktionen. Eine spezielle Version unterstützt zudem die für die Xbox entwickelte Bewegungssteuerung Kinect und bietet so neue körper- und gestengesteuerte Funktionselemente.

Unterstützt von den "Schlaumäusen" Lingo und Lette können Nutzer mit der Software in einer Phantasiewelt rund um den "Gutenberg" und den "Wörtersee" das "Land der Sprache" entdecken. Dazu gehört etwa ein Hörprogramm mit einem Memory-Spiel für Reime. Mit Windows 8 habe sich die Chance eröffnet, Webtechnologien zu nutzen, Hörbücher zu integrieren und ein Wort mit einer Streichgeste abzuspielen, erläuterte Thomas Schmidt von der Entwicklungsfirma Helliwood Media and Education die neuen Möglichkeiten. Das Menü orientiere sich an klassischen Computerspielen. Dazu kämen die typischen Windows-8-Merkmale wie Auswahlfunktionen wie Kacheln oder dem Wischen über Grafiken. Der Computer erkenne an Gesten, ob der Nutzer etwa ein Objekt ziehen oder zuhören wolle.

Die überarbeitete, im Kern fast zehn Jahre alte Anwendung sei seit Sonntag über den Microsoft Online-Store erhältlich, führte Schmidt aus. Sie sei mit einem Freischaltcode nutzbar, den jeder Kindergarten oder sonstige Bildungseinrichtungen kostenlos erhalte. Ferner gebe es eine Online-Version, die etwa auch interessierte Eltern mit einem gratis erhältlichen Code ausprobieren könnten. Klassische Desktop-Versionen seien unter anderem auch für Windows 7 oder Vista erhältlich.

Die Einführung der neuen Schlaumäuse wird wissenschaftlich von der Universität Erfurt unter der Leitung von Gerd Mannhaupt begleitet. Der Experte für frühkindliche Bildung und Grundschulpädagogik berichtete, dass die Softwareumgebung dort inzwischen auch für Studenten eingerichtet sei und die Testphase begonnen habe. Generell biete Software eine hervorragende Gelegenheit, "Kindern Anreize zur sprachlichen Kommunikation zu bieten". Computer könnten etwas vorlesen, relativ schnell Rückmeldung geben und "sie werden auch nie böse", meinte Mannhaupt.

"Wir müssen bei den Kleinen beginnen", unterstützte Maria Böhmer, Staatsministerin im Bundeskanzleramt, die Microsoft-Initiative, an der mittlerweile 7000 Kindergärten hierzulande beteiligt sind. Aber auch die Eltern müssten gerade in sozial schwierigen Verhältnissen oder nach einer Zuwanderung eingebunden werden.

Microsoft habe die Kampagne nicht uneigennützig gestartet, bekannte der Deutschland-Chef des Softwarekonzerns, Christian Illek: "Wir sind darauf angewiesen, gut ausgebildeten Nachwuchs zu bekommen." Eine von dem Unternehmen in Auftrag gegebene Forsa-Umfrage unter 500 Lehrern habe aber ergeben, dass 30 Prozent der Schüler in ihren Sprachfähigkeiten als "schlecht" oder "weniger gut" eingeschätzt würden. Etwa bei einem Migrationshintergrund sei dieser Anteil noch deutlich größer. Die Hälfte der Befragten habe gleichzeitig angegeben, dass IT und Software-Lernprogramme eine positive Wirkung zeigten.

Seine eigenen Kinder dürften den PC "für Hausaufgaben immer nutzen", für Spiele werde die Zeit begrenzt, gewährte Ballmer den Zuhörern auch einen Einblick in das eigene Familienleben. Er finde es aber toll, wenn sein Sohn Sam nachmittags mit Altersgenossen in Italien Schach spiele über das Internet. In den Schulen, die sie in Seattle besuchten, würden von der 7. Klasse an Computer im Unterricht eingesetzt. Klassische Schulbücher seien am Verschwinden. Dies sei wichtig, um die Kinder für den "Erfolg in der Wissensökonomie vorzubereiten". Sie müssten früh lernen, IT als Werkzeug einzusetzen und über das Netz zusammenzuarbeiten. (jk)