Denic-Mitglieder wählen Aufsichtsrat ab

Der Aufsichtsrat der Denic stürzt über die Trennung von Vorstandsmitglied Sabine Dolderer. Mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Sebastian von Bomhard müssen weitere Mitglieder des Gremiums abtreten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 34 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Monika Ermert

Der Aufsichtsrat der Denic ist über die Trennung von Vorstandsfrau Sabine Dolderer gestürzt. Bei der Generalversammlung am heutigen Donnerstag in Frankfurt wählten die in großer Zahl angereisten Mitglieder ihren langjährigen Aufsichtsratsvorsitzenden Sebastian von Bomhard ab. Auch die Aufsichtsratsmitglieder Angela Wilson und Ulrike Jendis erhielten kein neues Mandat.

Mit Elmar Knipp, der zunächst zurückgetreten war, wurde nur eines der bisherigen Aufsichtsratsmitglieder wiedergewählt. Knipp soll sich zuvor gegen die Trennung von Dolderer ausgesprochen haben, allerdings wurde von den Aufsichtsratsmitgliedern zu Einzelheiten der Entscheidung Stillschweigen vereinbart. Daneben wurden Stefan Legner von Strato, Tom Keller von 1&1, Alexander Schwertner von Epag und Johannes Loxen von SerNet in den Aufsichtsrat berufen. Damit verschiebt sich das Gewicht zugunsten der größeren Unternehmen. Von den beiden ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern wurde Carsten Schiefner von der Deutschen Telekom wiedergewählt. Ines Baltes wird von Markus Schäfer von der Hostserver GmbH abgelöst.

Die Entscheidung gegen Dolderer wurde während der Sitzung erwartungsgemäß heftig kritisiert. Zum Verhängnis dürfte dem Aufsichtsrat dabei nicht zuletzt der Umstand geworden sein, dass diese die Mitglieder völlig unvorbereitet traf. Nicht nur war vielen Mitgliedern der vom Aufsichtsrat als Begründung für die Entscheidung gegen Dolderer genannte Konflikt innerhalb des Vorstands unbekannt. Der Aufsichtsrat hatte den Genossen seinen Schritt erst mitgeteilt, nachdem alles vorbei war. Dabei ließ er, vermutlich ungewollt, auch noch Dolderer den Vortritt. Die Ex-Denic-Chefin hatte mit ihrer Abschiedsbotschaft an die Mitglieder am Vorabend des Treffens der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) Ende März für einen Paukenschlag gesorgt.

Noch unklar ist nach der Sitzung, die bis zum späten Abend dauerte, ob mit der Wahl des neuen Aufsichtsrates nun auch die Karten bei den hauptamtlichen Vorständen neu gemischt werden und Dolderer erneut um die Übernahme eines Postens gebeten wird. Auch die Frage, was das für die beiden weiteren hauptamtlichen Vorstände, Stephan Deutsch und Andreas Bäß, bedeutet, bleibt offen. Der abgewählte Aufsichtsrat hatte Störungen in dem Dreier-Team als Hintergrund der Trennung von Dolderer bezeichnet.

Von der Denic war nach der Sitzung keine Stellungnahme mehr zu bekommen. Von Bomhard sagte in einer ersten Reaktion gegenüber heise online: "Das war ein ziemlicher Ruck für die Denic. Ich habe das Ergebnis so nicht erwartet." Zu den nächsten Schritten der neuen Aufsichtsräte, etwa einer Umkehrung der Entscheidung in Sachen Dolderer, könne er keine Vorhersagen machen. Von Bomhard, Geschäftsführer des Münchner Providers SpaceNet, war einer der Mitbegründer des Genossenschaftsmodells, das sich als Erfolgsmodell für die Denic erwiesen hat.

Siehe dazu auch:

(Monika Ermert) / (vbr)