CES

Findet der HD-Disc-Krieg in Las Vegas ein Ende? [2. Update]

Vor dem Start der CES 2008 in Las Vegas brodelt die Gerüchteküche, ob und wie der Kampf zwischen den HD-Disc-Formaten weitergeht. Nun hat Warner bestätigt, künftig nur noch die Blu-ray Disc zu unterstützen.

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Nico Jurran

Glaubt man den "Hardcore-Fans" hochaufgelöster Videobilder, dauert es nur noch wenige Tage, bis es im Krieg zwischen der Blu-ray Disc und der HD DVD zu einer endgültigen Entscheidung kommt. Anlass hierfür bietet die anstehende Unterhaltungselektronikmesse Consumer Electronics Show (siehe CES), die am 5. Januar für die Presse beginnt und am 7. Januar (jeweils Ortszeit) ihre Tore für das allgemeine (Fach-)Publikum öffnet. Hier präsentieren nicht nur die Verfechter beider Lager ihre neuesten Produkte – mit der Blu-ray Disc Association (BDA) und der HD DVD Promotion Group laden auch die Verbände hinter den beiden HD-Disc-Formaten selbst wieder zu eigenen Pressekonferenzen.

Zwar geht derzeitig keine Voraussage so weit, dass eines der beiden Lager auf der CES seine Niederlage eingestehen wird. Allerdings kam das Gerücht auf, Warner würde auf der CES erklären, künftig nur noch Blu-ray Discs herauszubringen - was nach Ansicht vieler Experten aufgrund der Marktmacht des Hollywood-Studios einem Todesstoß für die HD DVD gleichkäme. Neu ist das Gerücht von einem derartigen Wechsel nicht; vielmehr wiederholt sich die Prognose seit dem kompletten Wechsel von Dreamworks und Paramount ins HD-DVD-Lager wieder und wieder. Dennoch sah sich Warner im aktuellen Fall offenbar nochmals zu einer Reaktion gezwungen: Gegenüber US-Medien erklärte das aktuell von einer Pannenserie bei der Blu-ray-Produktion gebeutelte Studio, dass es bis auf Weiteres seine Filme in beiden HD-Disc-Formaten anbieten werde. [Update: Mittlerweile hat Warner diesen Wechsel bestätigt, siehe Updates am Ende dieses Textes]

Kritiker meinen nun, dass Warner damit auch und vor allem dem HD-DVD-Lager den Rücken stärken will, das nach Ansicht des Blu-ray-Lagers mittlerweile selbst mit Spitzentiteln dessen Marktmacht nicht mehr streitig machen kann. So berichtet der Journalist Scott Hettrick in seinem Blog auf der (offen) von den Blu-ray-Unterstützern finanzierten Website "Hollywood in Hi-Def", dass selbst die US-Verkaufszahlen des heiß ersehnten HD-DVD-Exklusivtitels "The Bourne Ultimatum" aus dem Hause Universal in dessen Startwoche mit 60.000 Exemplaren deutlich hinter denen des Blu-ray-Exklusivtitels "Pirates Of The Caribbean III" (Sony) mit 87.000 Stück lagen. Der in beiden Formaten erschienene Streifen "Harry Potter and the Order of the Phoenix" wäre wiederum in der ersten Woche zu 55 Prozent auf Blu-ray Disc verkauft worden und "nur" zu 45 Prozent auf HD DVD. Folglich sei es dem HD-DVD-Lager auch lediglich gelungen, die "typische" Marktverteilung von 65 zu 35 Prozent der Verkäufe zugunsten der Blu-ray Disc in der Woche bis zum 16. Dezember 2007 auf 61 zu 39 Prozent zu senken.

Dazu passt dann vielleicht auch, dass eine Sprecherin des US-amerikanischen Porno-Anbieters Digital Playground (DP) jüngst erklärt haben soll, man sei von der Nachfrage nach dem erstem Blu-ray-Titel des Unternehmens (DP hatte zuvor nur HD DVDs veröffentlicht) völlig überrannt worden. Die Macher der Website "PS3 Center" zu Sonys Blu-ray-tauglicher Spielkonsole Playstation 3 bewog dies zu einem Artikel mit der Überschrift "PS3 Blu-ray Owners Love Porn". Ob die Lage tatsächlich so eindeutig ist, wird sich vielleicht auf der weltgrößten Porno-Messe AVN Adult Entertainment Expo (AEE) herausfinden lassen, die in Las Vegas beginnt, noch während die CES läuft.

Womöglich kommt der nächste bedeutende Impuls aber auch erst von der anschließend in San Francisco stattfindenden MacWorld, wo Apple nach unbestätigten Berichten angeblich Computer mit integriertem Blu-ray- oder zumindest Blu-ray-/HD-DVD-Kombi-Laufwerk vorstellt. Als erste Blu-ray-Kandidaten werden derzeit Mac-Pro-Workstations gehandelt.

Doch trotz der von einigen Marktbeobachtern geäußerten Überlegenheit der Blu-ray Disc glauben mittlerweile immer mehr Experten, dass sich der HD-Disc-Krieg noch Jahre hinziehen wird. Aktueller Trend sind Berichte mit der Aussage, dass bis 2012 sowieso nur noch Kombigeräte angeboten werden. Da verwundert es kaum, dass in Las Vegas derzeit das Gerücht von neuen Standalone-Kombi-Playern die Runde macht, die zu Preisen von unter 500 US-Dollar sowohl Blu-ray Discs als auch HD DVDs abspielen können sollen. Dies würde einen recht rasanten Preisverfall darstellen, da die beiden aktuellen Modelle Samsung BDP-UP 5000 und LG BH200, die derzeit in den USA ihre (recht schleppende) Markteinführung feiern, noch rund doppelt so teuer sind. Vor allem aber stellt sich die Frage, wer diese Kombigeräte anbieten soll, da beide Seiten ihre Reihen doch recht fest geschlossen halten.

Sicher scheint, dass beide Seiten auf des CES deutlich verbesserte Geräte präsentieren werden. Sowohl bei Blu-ray- als auch bei HD-DVD-Playern lässt sich fraglos an den Startzeiten noch einiges optimieren. Schnellere Prozessoren könnten auch dem teilweise lahmenden Blu-ray-Interaktivitätsformat BD-J auf die Sprünge helfen. Bei der HD DVD ist die Ankündigung von Playern mit einer Automatik, die mit 24 Vollbildern pro Sekunde (24p) gespeicherte Filme automatisch erkennt und in dieser Form auch ausgibt, geradezu Pflicht. Und vielleicht hören wir auf der diesjährigen CES vom Blu-ray-Lager auch, wann Internet-Anbindung ein zwingendes Feature für Standalone-Player des Formats wird.

1. Update:
Das US-Branchenmagazin Videobusiness hat mittlerweile eine Eilmeldung veröffentlicht, wonach sich Warner doch dazu entschieden habe, künftig keine HD DVDs mehr zu veröffentlichen. "In diesem Jahr" werde das Studio beginnen, seine Filme im hochaufgelösten Format ausschließlich auf Blu-ray Disc herauszubringen; die Veröffentlichung von Filmen in Standardauflösung auf DVD wird von diesem Schritt nicht beeinflusst. Laut Videobusiness würde Warner voraussichtlich nur noch bis zum Mai 2008 Filme in beiden HD-Disc-Formaten anbieten. Nach Angaben des Fachblatts hofft das Studio, mit diesem Schritt dazu beizutragen, den Formatkrieg zu beenden und dafür zu sorgen, dass High-Definition-Videos schnell zu einem lukrativem Geschäft werden. Laut Videobusiness vertritt Warners CEO Barry Meyer die Ansicht, dass diese Chance vertan werden könne, wenn die Verwirrung bei den Konsumenten noch länger anhielte. Sollte sich diese Nachricht bewahrheiten, dürften die Überlebenschancen der HD DVD drastisch sinken. Die Blu-ray Disc würde nun von den Hollywood-Studios Sony Pictures, 20th Century Fox, MGM, Disney und Warner exklusiv unterstützt, die HD DVD exklusiv von den Hollywood-Studios Universal, Paramount und Dreamworks. Die Entscheidung dürfte auf der in Kürze startenden Consumer Electronics Show in Las Vegas bekanntgegeben werden. Warner hatte ensprechenden Gerüchten im Vorfeld der Messe bislang widersprochen (siehe ursprünglichen Text oben).

2. Update:
Warner hat auf seiner Website mittlerweile auch eine Pressemitteilung zur exklusiven Unterstützung der Blu-ray Disc veröffentlicht.

Zur Consumer Electronics Show 2008 in Las Vegas siehe auch:

(nij)