Wikia Search geht online

Mit Hilfe einer engagierten Community will Wikipedia-Gründer Jimmy Wales Techniken entwickeln, um die Suchergebnisse besonders benutzerfreundlich zu machen.

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Von
  • Torsten Kleinz

Fast ein Jahr lang macht es schon Schlagzeilen – seit heute morgen ist das neue Projekt von Wikipedia-Gründer Jimmy Wales online. Wikia Search soll den Markt der Suchmaschinen auf den Kopf stellen.

Das Konzept ist einfach: Mit Hilfe einer engagierten Community will Jimmy Wales Techniken entwickeln, um die Suchergebnisse besonders benutzerfreundlich zu machen. Nutzer der Suchmaschine können zum Beispiel die Qualität der Suchergebnisse bewerten, um so ein besseres Ranking als bei etablierten Suchmaschinen-Anbietern zu erreichen. "Zur Zeit haben wir noch kein Feedback von unseren Nutzern, die Ergebnisse sind also noch ziemlich schlecht", schreibt das Team von Wikia Search auf der Startseite.

Das soll sich aber in den nächsten Wochen verbessern. So sollen die Nutzer Mini-Definitionen zu besonders populären Suchbegriffen schreiben, um den Suchenden schnell eine Hilfe zur Hand zu geben. Zu jedem Link sollen die Nutzer eine Wertung über die Qualität des Suchergebnisses abgeben – allerdings ist diese Funktion noch nicht freigeschaltet.

Offenheit ist das Grundprinzip von Wikia Search: Nutzer sollen im Gegensatz zu Google und anderen klassischen Suchmaschinen-Anbietern nachvollziehen können, wie die Ergebnisse zustande kommen. So hat die Firma im Sommer den Open-Source-Webspider Grub übernommen, auch zur Erstellung der Index-Dateien setzt Wikia auf Open Source. Registrierte Nutzer können Ideen für eine bessere Sortierung der Links einbringen, auch eine Whitelist mit besonders wertvollen Inhalten wird von den Nutzern gepflegt.

Wie bei der Wikipedia müssen sich Nutzer derzeit nicht einmal einloggen, um Inhalte einstellen zu können: Kurzdefinitionen werden anderen Nutzern sofort angezeigt. Finanziert werden soll die Suchmaschine mit Werbeanzeigen – anders als bei dem von Google kürzlich angekündigten Projekt Knol ist aber keine Beteiligung der Nutzer an den Einnahmen angekündigt.

Größter Bonus für das neue Projekt ist freilich sein Gründer. Jimmy Wales gilt spätestens seit dem beispiellosen Erfolg der von ihm gegründeten Online-Enzyklopädie Wikipedia als erfolgreicher Visionär. Das befruchtet auch die Fantasie der Risikokapital-Geber. So konnte Wikia mehrere Millionen Dollar von Investoren wie Amazon einwerben, Wales engagierte den langjährigen eBay-Manager Gil Penchina als CEO für die Entwicklung der Wikia-Geschäfte.

Im Bereich sozialer Suche sind schon einige Konkurrenten unterwegs, wie zum Beispiel seit Frühjahr 2007 die Community-Suche Mahalo, die ebenfalls auf menschliche Intelligenz setzt. Auch musste Wales in den vergangenen Jahren beim Aufbau von Communities einige Misserfolge hinnehmen: So kündigte er im Sommer 2006 eine neue Ära der politischen Meinungsbildung an – mitten im US-amerikanischen Präsidentschaftsvorwahlkampf herrscht auf der Seite aber beständige Ebbe. (Torsten Kleinz) / (anw)