Elektroden-Array setzt Blindenschrift in Nervensignale um

Die Erfinder der Netzhaut-Prothese Argus II haben eine Möglichkeit entwickelt, mit der blinde Menschen Braille "sehen" können.

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Die Erfinder der Netzhaut-Prothese Argus II haben eine Möglichkeit entwickelt, mit der blinde Menschen Braille "sehen" können. Die ersten Tests mit dem Gerät zeigen, dass beispielsweise das Erfassen kurzer Texte möglich wäre, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

Die von der kalifornischen Firma Second Sight gebaute Sehhilfe wendet sich an Menschen mit degenerativen Augenkrankheiten wie Retinopathia pigmentosa. Die Argus II nimmt Bilder über eine Kamera auf, die auf Gesichtshöhe des Trägers montiert ist. Sie ist wiederum mit einem Elektroden-Array verbunden, das am Auge implantiert wurde. Die Kameraaufnahmen werden in elektrische Signale umgewandelt und an das Array übertragen, das dann wiederum die Nerven in bestimmten Bereichen der Netzhaut stimuliert.

Dies vermittelt dem Träger eine Echtzeitdarstellung seiner Umgebung. Obwohl Personen so wieder besser sehen können, ist die Darstellung doch noch recht verschwommen. Das macht es beispielsweise schwer, Texte oder Straßenschilder zu erfassen.

Second Sights Idee besteht darin, die Elektroden im Muster von Blindenschrift-Buchstaben zu stimulieren anstatt in Form gewöhnlicher Bildsignale. Bei dem Verfahren wird die Videoverarbeitungseinheit der Argus-II-Prothese durch ein Braille-Visualisierungssystem ersetzt. Von der Kamera erfasste Buchstaben werden so in die korrespondierenden Braille-Punkte umgewandelt. Wenn ein Träger des Implantats ein Schild mit einem Text vor sich hat, würde er also die Braille-Buchstaben sehen.

Die Erkennung von Braille-Buchstaben mit dieser Methode benötigt derzeit noch länger als beim Ertasten mit dem Finger. Der Vorgang sei aber schon schnell genug, um etwa im Straßenverkehr zu helfen, meint man bei Second Sight. Das Team erwartet, dass sich Geschwindigkeiten von immerhin 120 Buchstaben pro Minute ergeben könnten.

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(bsc)