Hirnkontrolle für externe Gliedmaßen

Ein chilenisches Forscherteam nutzt eine Hirnschnittstelle, um Gliedmaßen von Insekten zu steuern.

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EEG-Headsets zur Hirnstrommessung werden mittlerweile sogar für Spiele und zur Fahrzeugsteuerung verwendet. Das südamerikanische Community-Forscherteam Thinker Thing nutzt die Technik nun für eine noch ungewöhnlichere Anwendung: Zur Fernsteuerung der Beine von Insekten, genauer: der von Kakerlaken, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

Bryan Salt, Gründer der Gruppe, erklärt, wie der Ansatz funktioniert. Ein EEG-Lesegerät von Emotiv erfasst elektrische Signale vom Gehirn des Nutzers. Eine Software konvertiert diese anschließend in einen Schwingungsverlauf, aus dem dann bestimmte Frequenzen ausgefiltert werden. Diese wandelt ein Konverter in Stromimpulse um, die das Kakerlakenbein in Bewegung setzen.

Der Ansatz unterscheidet sich nicht sonderlich von der regulären Muskelsteuerung: Diese wird über die Nerven kontrolliert, die wiederum vom Gehirn mit elektrischen Impulsen versorgt werden. Ein amputiertes Kakerlakenbein lässt sich durch Ansprechen auf der korrekten Frequenz ebenso zum Arbeiten bringen, selbst wenn es von seinem im Tiefschlaf befindlichen "Besitzer" abgetrennt auf einem Korkbrettchen liegt.

Thinker Thing arbeitet auch an einer Software, die beobachten und "lernen" kann, welche elektrischen Signale mit welcher Beinbewegung in Verbindung stehen, um diese besser kontrollieren zu können. Teuer ist die Technik nicht, die notwendige Software stellt die Forschergruppe kostenlos zum Download bereit.

Backyard Brains, eine kalifornische Bildungseinrichtung, hat bereits ein ähnliches Experiment gewagt, bei dem die Beziehung zwischen EEG-Schwingungsverlauf, elektrischen Signalen und Insektengliedmaßen untersucht wurde. Auf der "TedEd"-Konferenz zeigten Teilnehmer, wie man mittels Elektroden zunächst die korrekten Frequenzen abhören kann, um dann schließlich das Signal umzudrehen.

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(bsc)