Internethandel befeuert Geschäfte der Paketzusteller

Ob Schuhe oder Wein, Fernsehgeräte oder Katzenstreu - immer mehr Deutsche kaufen im Internet ein. Das bringt auch Zustellunternehmen saftige Zuwächse, Marktführer ist die Deutsche Post DHL.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Peter Lessmann
  • Anita Pöhlig
  • dpa

Lust auf Hektik, Hetze oder Gedränge? Nein, viele Verbraucher in Deutschland ordern in diesen Wochen ihre Weihnachtsgeschenke in aller Ruhe zu Hause per Mausklick im Internet. Aber nicht nur am Jahresende wird das Netz zur großen Einkaufsplattform. Der elektronische Handel boomt auch in diesem Jahr wieder ungebrochen – zur Freude von Onlineversendern und Paketdienstleistern.

Andrej Busch von der Deutschen Post DHL reibt sich die Hände: Der Manager verantwortet das Paket-Geschäft des Unternehmens und damit eine Wachstumssäule des Logistikkonzerns. Während die Erlöse aus dem klassischen Briefbereich kontinuierlich schrumpfen, verzeichnet die Paketsparte dank Internet jährlich satte zweistellige Zuwachsraten. Dabei hat der Manager inzwischen auch den Lebensmittel-Online-Handel ins Visier genommen. "In drei bis vier Jahren sollte ein bundesweit flächendeckender Service denkbar sein", sagte Busch der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Und die Zahlen sprechen für sich: So erwartet der Bundesverband Versandhandel in diesem Jahr im Weihnachtsgeschäft einen Geschäftszuwachs von über 12 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro. Im Gesamtjahr 2011 kletterten die Erlöse im Online-Handelsgeschäft um rund zehn Prozent auf 34 Milliarden Euro. Das war laut Verbandsangaben eine Anteil von 8,2 Prozent am gesamten Einzelhandelsumsatz. Tendenz steigend. Studien belegen, dass inzwischen drei Viertel aller Deutschen im Internet einkaufen. Und nicht nur zur Weihnachtszeit.

Bei der Paketzustellung erwartet die Post in diesem Jahr wieder ein Rekordgeschäft. Nachdem das Unternehmen im vergangenen Jahr beim Paketvolumen einen Zuwachs von 10 Prozent auf 870 Millionen Sendungen verzeichnete, könnte in diesem Jahr schon die Milliardengrenze geschrammt werden. Allein in der Vorweihnachtszeit verdoppelte sich die Menge der Pakete und Päckchen von drei auf sechs Millionen Stück täglich.

Aber nicht nur beim Branchenriesen, auch bei der Konkurrenz brummt das Geschäft. Bis zu 120 Prozent mehr an Paketvolumen als sonst üblich muss die Hermes-Gruppe in diesen Wochen bewältigen. "Die Saison ist für uns absolute Spitzenzeit", sagt eine Sprecherin des Unternehmens, das sich auf dem deutschen Markt hinter der Post als die Nummer zwei unter den Paketdienstleistern sieht. Auch bei Hermes ist das Internet der Treiber für Wachstum. Drei Viertel aller Sendungen hätten einen Online-Hintergrund, heißt es in dem Unternehmen, sieben der zehn größten deutschen Versandhändler seien Kunden.

In Braunschweig eröffnete die Deutsche Post am Mittwoch ihr erstes von 25 geplanten mechanisierten Paketzentren. Dem Branchenprimus will bei der Zustellung von Paketen Dampf machen. Eine Summe von insgesamt 750 Millionen Euro investiert das Unternehmen in den Ausbau seiner Paketnetze. Brief-Chef Jürgen Gerdes hat ein klares Ziel vor Augen: "Wir werden schon bald Pakete deutschlandweit so schnell befördern können wie Briefe".

Andreas Marschner, der für das Gesamtkonzept der neuen Paketverteilanlage in Braunschweig zuständig ist umschreibt das so: "Heute bestellen und morgen ist es da". Auch wenn die Post im Paketgeschäft unbestrittener Marktführer ist, wächst der Druck durch die Konkurrenten. Ob sie nun Hermes, UPS, GLS oder DPD heißen, alle wollen ein größeres Stück von dem Kuchen eines sprudelnden Zustellungsgeschäftes.

Ein Blick auf die gesamte Branche zeigt, dass das Kurier-, Express- und Paketgeschäft (KEP) in Deutschland seit Jahren zulegt. Lagen die Umsätze der Branche im Jahr 2000 noch bei 10 Milliarden Euro, waren es im vergangenen Jahr knapp 15 Milliarden Euro. Entsprechend den Erwartungen der Unternehmen, heißt es in einer Studie für den Bundesverband Internationaler Express- und Kurierdienste (BIEK) lapidar, sei bis 2016 ein weiter Anstieg zu erwarten. (jk)