Pay-TV-Sender Premiere wechselt im zweiten Quartal die Verschlüsselungstechnik [Update]

Das Gerücht eines Wechsels der Verschlüsselungstechnik stand schon seit einiger Zeit im Raum. Nun will Premiere mit einem Smartcard-Wechsel "eine Sicherheitslücke" im Verschlüsselungssystem Nagravision ausmerzen.

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Von
  • Volker Zota

Der Münchner Pay-TV-Sender Premiere hat mitgeteilt, dass er zum zweiten Quartal 2008 eine neue Smartcard-Generation und damit eine neue Verschlüsselungstechnologie einführen wird. Bereits vor einigen Wochen berichtete das Nachrichtenmagazin Focus, dass Premiere in naher Zukunft das Verschlüsselungssystem wechseln wolle. Dass ein Funken Wahrheit in dem Bericht steckte, war klar, als ein Premiere-Sprecher lediglich einen drohenden Receiver-Wechsel als "reine Spekulation" zurückwies.

Der Bezahlsender reagiert nun mit dem Wechsel auf das zwischenzeitlich als Volkssport betriebene Schwarzgucken seines Programms. Obwohl es Premiere seit einiger Zeit klar gewesen sein dürfte, dass die derzeit verwendete Verschlüsselungstechnik Nagravision von Kudelski löchrig ist, berufen sich die Münchner nun auf ein Gutachten des TÜV Rheinland. Dieses komme zu dem Schluss, dass es "kriminellen Hackern gelungen ist, mit modifizierten Digital-Receivern Pay-TV-Programm illegal zu empfangen". Die im Ausland hergestellten Receiver würden mittlerweile im größeren Umfang in Deutschland verkauft. Dies habe seit dem Weihnachtsgeschäft auch Auswirkungen auf den Geschäftsverlauf und das Wachstum von Premiere, heißt es in der Pressemitteilung.

Daher habe sich die Geschäftsleitung entschlossen, ab dem zweiten Quartal 2008 eine neue Smartcard-Generation einzuführen, die die Sicherheitslücke schließen soll. Ob es sich dabei um eine weitere Modifikation von Nagravision oder wie vermutet NDS VideoGuard handelt, teilte Premiere anfangs nicht mit.

Trotz der "Piraterie-Problematik" habe der Bezahlsender das Jahr 2007 im Rahmen der Erwartungen abgeschlossen. Die Umsatzerlöse liegen demnach auf Basis vorläufiger Zahlen bei 984,5 Millionen Euro und das Ergebnis vor Steuern, Finanzergebnis und Abschreibungen) bei 83,4 Millionen Euro. Ende 2007 brachte es Premiere nach eigenen Angaben auf knapp 4,3 Millionen Abonnenten, davon 3,65 Millionen eigene Kunden und etwa 630.000 Kunden über arena und Unitymedia. Die endgültige Zahl für das Geschäftsjahr 2007 veröffentlicht Premiere am 14. Februar.

[Update]:
Auf Anfrage von heise online erklärte Premiere zwischenzeitlich, dass derzeit kein Wechsel des Verschlüsselungs-Anbieters geplant sei. Man arbeite gemeinsam mit der Kudelski-Gruppe daran, das Nagravision-System sicherer zu gestalten. Die künftige Smartcard-Generation soll auch in den derzeit genutzten Premiere-zertifizierten Receivern funktionieren. Für Abonnenten der Pay-TV-Kanäle steht demnach kein Receiver-Wechsel an. (vza)