Im Test: Voigtländer Nokton 17.5 mm f/0.95

Lichtstark und in echter Brocken: Das Voigtländer Nokton 17,5 mm f/0.95 bietet eine Anfangsblende, die nicht nur im Micro-Four-Thirds-Kosmos exotisch ist. Heise Foto war mit dem Objektiv im Labor.

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Lichtriese: Das Nokton bietet eine maximale Anfangsblende von f/0.95.

(Bild: Voigtländer)

Das Nokton 17,5 mm f/0.95 ist der zweite Lichtriese von Voigtländer (Cosina) für das Micro-Four-Thirds-System. Das manuelle Objektiv bietet eine Festbrennweite von 17,5 mm – also eine Kleinbild-äquivalente Brennweite von 35 mm – und eine maximale Anfangsblende von f/0.95.

Das Objektiv. Wie die 25-mm-Variante ist auch das Nokton 17,5 mm f/0.95 ein echter Brocken. Die Linsenkonstruktion wirkt – ihrem Listenpreis von knapp 1300 Euro entsprechend – sehr hochwertig und ist tatdellos verarbeitet. Der aus Metall gefertigte Objektivtubus liegt angenehm in der Hand.

Strahlende Kanten offenbart das Voigtländer besonders bei kleinen Blendenzahlen. Aber auch abgeblendet wollen sie nicht so recht verschwinden.

Über den Blenden-Einstellring bestimmt der Fotograf die gewünschte Lichtstärke zwischen f/0.95 und f/16. Zehn Blendenlamellen sollen für ein harmonisches Bokeh sorgen. Über den Fokusring wird scharf gestellt. Eine Entfernungsskala hilft, den Schärfepunkt einzustellen.

Bei dem Nokton handelt es sich um ein manuelles Objektiv ohne elektronische Verbindung zur Kamera. Das heißt allerdings nicht, dass diese den Fotografen allein lässt: Zum genaueren Fokussieren bietet unsere Testkamera, eine Pen E-PL5, eine Fokuslupe, und auch die nötige Belichtungszeit ermittelt die Elektronik bei Bedarf selbst. Ohne Fokuslupe lässt sich das Objektiv nur schwer nutzen, da die Einschätzung der Schärfeverteilung zu einem Ratespielchen verkommt. Besser noch ist ein entsprechend ausgestatteter, elektronischer Sucher.

Bildkritik. Im Labor liefert das Nokton erwartungsgemäß eine anständige, wenn auch nicht makellose Vorstellung ab. Wie bei seinem 25-mm-Pendant trüben Farbsäume den Bildeindruck bei Offenblende. Der Wert für Chromatische Aberration liegt hier bei etwas über zwei Pixeln. Zudem weisen die Bildränder eine sichtbare Vignettierung auf. Angesichts der enormen Lichtstärke von f/0.95 überrascht das aber kaum. Abgeblendet gewinnt das Objektiv deutlich – wer allerdings bei Blende f/4.0 genau hinschaut, entdeckt auch hier noch leichtes Überstrahlen.

Voigtländer Nokton 17,5 mm f/0.95: Blendereihe Bildmitte (10 Bilder)

Gesamtansicht bie f/0.95

Voigtländer Nokton 17,5 mm f/0.95 bei f/0.95, ISO 200, 1/640s

Die zentrale Auflösung des 17,5-mm-Nokton liegt auf sehr hohem Niveau und nur leicht hinter dem 25-mm; im Unterschied zu diesem bleibt der Mikrokontrast auch an den Rändern gut erhalten. Bei f/0.95 erreicht die Optik in der Bildmitte und in den Ecken deutlich über 80 Prozent der theoretisch möglichen Auflösung.

Die Blendenreihe an den Bildrändern zeigt deutlich wie ausgewogen das Nokton vor allem ab f/2.8 ist.

Zur Einordnung: Unsere Testkamera, die Olympus Pen E-PL5 bietet eine theoretische, maximale Auflösung von 1728 Linienpaaren pro Bildhöhe. Die 25-mm-Variante, die wir an der OM-D E-M5 gemessen hatten, erreichte bei f/0.95 in der Mitte knapp 90 Prozent der möglichen Auflösung und fiel in den Ecken auf knapp 70 Prozent ab.

Abgeblendet gewinnen sowohl die Ecken als auch die Mitte. Spätestens ab Blende f/4.0 gibt es keinen sichtbaren Unterschied mehr zwischen Bildrändern und -zentrum. Grundsätzlich zeigt das Objektiv seine beste Leistung zwischen f/2.8 und f/8.0.

Voigtländer Nokton 17,5 mm f/0.95: Schärfentiefe-Reihe (9 Bilder)

F/0.95

Voigtländer Nokton 17,5 mm f/0.95 bei f/0.95, ISO 200, 1/400s

Voigtländer Nokton 17,5 mm f/0.95 bei f/0.95, ISO 400, 1/100s

Die Entwickler haben die weitwinklige Festbrennweite auch gut entzerrt: Sowohl offen als auch abgeblendet weicht die Bildhöhe in den Ecken im Vergleich zur Bildmitte um nur etwa -0.5 Prozent ab.

Voigtländer Nokton 17,5 mm f/0.95 bei f/0.95, ISO 200, 1/640s

Fazit. Das Fotografieren mit dem Nokton braucht Routine und Ruhe – es ist definitiv keine Schnappschusslinse. Dafür belohnt es mit harmonischen und oft besonders stimmungsvollen Bildern auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen. Im Vergleich zu dem "älteren" 25-mm-Nokton ist das 17,5-mm-Objektiv ausgewogener bei Offenblende. Abgeblendet liegen beide Objektive auf einem ähnlich hohen Niveau. Einzige Wermutstropfen: Farbsäume fallen bei kleinen Blendenzahlen deutlich ins Auge. Nicht zu vergessen ist auch der stolze Preis: Er liegt bei knapp 1300 Euro, online steht das 17,5-mm-Nokton für etwa 1250 Euro zum Kauf. Das verwandte 25-mm-Nokton ist bereits etwas günstiger zu haben.

Ein ähnlich lichtstarkes Angebot liegt bisher von keinem Konkurrenten im Micro-Four-Thirds-Kosmos vor. Allein von der Brennweite her würden sich das M.Zuiko Digital 17 mm f/1.8, das M.Zuiko 12 mm F/2.0, das 19 mm f/2.8 EX DN von Sigma oder auch das Lumix G 20 mm f/1.7 ASPH als Alternativen anbieten. Wie sich die drei Letzteren im Labor und bei Außenaufnahmen schlagen, können Sie auch in der aktuellen Ausgabe der c't Digitale Fotografie nachlesen. (ssi)