Bahn-Chef will Videoüberwachung verstärken

Die Deutsche Bahn will nach dem Bombenfund am Bonner Hauptbahnhof mehr Sicherheitsvorkehrungen treffen und mehr Aufnahmen aus Kameras auch tatsächlich aufzeichnen. Die Bundespolizei erhält erhöhte Mittel in diesem Bereich.

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Die Deutsche Bahn will nach dem Bombenfund am Bonner Hauptbahnhof mehr Sicherheitsvorkehrungen treffen. "Wir wollen mehr Videoaufzeichnungen und damit eine bessere Verfolgung von Straftaten auf Bahnhöfen", erklärte der Chef des Verkehrskonzerns, Rüdiger Grube, der "Bild am Sonntag". Für Februar wolle er Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU), der vorige Woche eine verschärfte Videoüberwachung gefordert hatte, Vertreter der Länder und der Bundespolizei sowie Datenschützer zu einem "Sicherheitsgipfel" einladen und dabei "gemeinsame neue Konzepte" ausarbeiten. Es gehe dabei auch darum, die Zusammenarbeit mit den Behörden zu verbessern.

Bislang gibt es bei der Bahn Auseinandersetzungen über Kosten und Kompetenzen rund um die Videoüberwachung. "Generell gilt, dass wir die Bahnhöfe mit Kameras bewachen, Aufzeichnungen muss die Bundespolizei beauftragen", erläuterte Grube. In Bonn hatte dies zur Folge, dass die Bahnsteige nicht flächendeckend von Kameras überblickt und die Aufnahmen nicht gespeichert wurden. Die Ermittler mussten daher unter anderem auf Bilder eines Fast-Food-Restaurants in der Anlage zurückgreifen.

Der Bahn-Chef warnte aber vor zu hohen Erwartungen, da keiner das offene System des Transportmittels in Frage stellen wolle. Es sei nicht möglich, "vor jedes Gleis einen Zaun zu stellen", betonte Grube. Zuvor hatten sich 81 Prozent der Deutschen in einer ARD-Umfrage für mehr elektronische Augen an Bahnhöfen und öffentlichen Plätzen ausgesprochen.

"Kameras können bei der Aufklärung helfen, aber sie sind kein geeignetes Mittel, Straftaten zu verhindern", versuchte auch der Sicherheitschef der Bahn, Gerd Neubeck, die Hoffnungen in die Technik zu dämpfen. Betrunkene oder Menschen, die im Affekt handeln, kümmerten sich nicht um eine Videoüberwachung, unterstrich er gegenüber der "Welt am Sonntag". Vorsätzlich Kriminelle vermummten sich oder umgingen die Kameras. "Fanatiker" seien schon gar nicht von ihren Plänen abzuhalten: "Die freuen sich sogar, wenn Videobilder ihrer Taten in der ganzen Welt verbreitet werden."

Die Bahn will trotzdem ihre Kapazitäten für das Anbringen und Betreuen von Kameras ausbauen. Parallel soll die Bundespolizei mehr Geld bekommen. 1,8 Millionen Euro seien im nächsten Jahr allein für die Videoüberwachung der Berliner S-Bahn eingeplant, berichtete die "Bild"-Zeitung. Insgesamt stünden der Behörde rund 150 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung, rund 15 Millionen mehr als zunächst vorgesehen. Damit steige das Gesamtbudget für 2013 auf 2,53 Milliarden Euro. (bo)