Musiklabels fordern Abgaben von US-Radios

Derzeit zahlen die analogen Radiosender zwar Urheberrechtsabgaben an Komponisten, Autoren und Verleger, nicht aber an die Labels, Sänger und Musiker, die die jeweils übertragene Aufnahme angefertigt haben. Das wollen die Labels nun ändern lassen.

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Die längste Zeit haben Musik-Labels kommerziellen Radiosendern in den USA Geld dafür gegeben, bestimmte Lieder zu spielen. Diese als "Payola" bekannte Praxis kurbelte den Verkauf der Titel an. Nun wollen die Labels und andere Rechteinhaber den Spieß umdrehen. Die Radiosender sollen – wie in den meisten anderen Ländern üblich – Abgaben für das Senden von Musikaufnahmen bezahlen. Die Radioprogrammanbieter sind dagegen. Nun hat ein Lobbying beider Seiten im US-Parlament eingesetzt.

Derzeit bezahlen die analogen Radiosender zwar Urheberrechtsgebühren an Komponisten, Autoren und Verleger, nicht aber an die Labels, Sänger und Musiker, die die jeweils übertragene Aufnahme angefertigt haben. Zu Zahlungen an diese verpflichtet sind nur Anbieter digitaler Programme, also im Wesentlichen digitale Satelliten- und Kabelradios sowie Webcaster. Dieser Geldfluss aus dem digitalen Bereich ist ein Ergebnis des Digital Millennium Copyright Act (DMCA), der jede digitale Verbreitung einem Kopiervorgang gleichstellt, wofür Abgaben anfallen. Analoge Ausstrahlung wird nicht als Kopieren gewertet.

Organisationen wie die RIAA, SoundExchange, AFM, AFTRA, A2IM wünschen nun eine Gesetzesänderung. Die analogen Radiosender sollen die gleichen Gebühren entrichten, die das Copyright Royalty Board vor Kurzem den Webradios vorgeschrieben hat. Die Höhe dieser Tarife hat zu Protesten und juristischer Gegenwehr geführt, weil sich viele Webcaster in ihrer Existenz bedroht sehen. Zwei Senatoren haben kürzlich daraufhin gemeinsam ein Gesetz entworfen, das die Zahlungen der Webradios auf den für Satellitenradios gültigen, niedrigeren Gebührensatz beschränken soll.

Die Nationale Vereinigung der Rundfunker (NAB), die 6900 Radiostationen vertritt, ist jedoch strikt gegen jede neue Belastung. In einem Brief (PDF-Datei) drängt NAB-Präsident David K. Rehr alle Abgeordneten, sich gegen eine "Aufführungssteuer" zu entscheiden. Das Parlament habe das bereits 1971, 1976 und 1995 abgelehnt und 1995 ausdrücklich festgestellt, dass die Radiostationen den Musikverkauf zum finanziellen Nutzen der Labels förderten. Die ökonomische Beziehung gereiche allen Beteiligten zum Vorteil, beruft sich Kehr auf Parlamentsdokumente. Auch der Absatz von Konzerttickets werde angeregt, sodass auch aufführende Künstler profitierten. US-Fachmedien meinen, dass bis zu einer eventuellen Verabschiedung eines einschlägigen Gesetzes Jahre vergehen könnten. (Daniel AJ Sokolov) / (anw)