CES

E-Paper-Uhr Pebble: Vom Frickelprojekt zum Massenprodukt

Auf dem E-Paper-Display der Pebble-Uhr kann man sich neben der Zeit auch Mails vom Smartphone anzeigen lassen. Entwickler Eric Migicovsky wollte die Uhr eigentlich in Kleinstserie herstellen lassen, nun wird sie in großen Stückzahlen in China produziert.

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Von
  • Jan-Keno Janssen

Entwickler Eric Migicovsky präsentierte seine Pebble-Uhr auf der CES erstmals der Öffentlichkeit.

(Bild: heise online)

Die E-Paper-Uhr Pebble, womöglich das erste echte Nerd-Modeaccessoire, soll nach langer Verzögerung nun endlich ausgeliefert werden: Am 23. Januar ist es soweit, so Pebble-Erfinder Eric Migicovsky auf der CES-Pressekonferenz. Es war der erste öffentliche Auftritt der jungen Firma; und die Aufregung war Migicovsky deutlich anzumerken.

Über ein projiziertes Kamera-Livebild führte der Pebble-Erfinder seine Uhr vor. Das schnörkellose User-Interface reagierte erstaunlich schnell und bietet bereits jetzt etliche hübsche "Zifferblätter" – unter anderem "Fuzzy Time", bei dem die Uhrzeit nur auf die Viertelstunde genau als Text dargestellt wird (zum Beispiel "Quarter past ten") sowie eine binäre Anzeige.

Das kostenlose SDK ermöglicht die Entwicklung weiterer Zifferblätter und Apps. Zurzeit bietet Pebble unter anderem eine iPod-Fernbedienung sowie eine Anzeigefunktion von E-Mails, SMS und Anrufen von Apple- und Android-Smartphones. Außerdem lassen sich über den Webdienst IFTTT unterschiedliche Wenn-Dann-Trigger zusammenstellen – so dass die Uhr etwa anzeigt, wenn es in einer bestimmten Stadt regnet oder man in einem Facebook-Foto getaggt wurde.

Die Pebble-Uhr kommuniziert über Bluetooth mit anderen Mobilgeräten. Die Uhren-Hardware beherrscht zwar Bluetooth 4.0 (auch bekannt als Bluetooth Low Energy oder Smart), im Gespräch mit heise online erklärte Migicovsky aber, dass zurzeit nur der ältere Bluetooth-Standard unterstützt wird. Obwohl die Uhr permanent mit dem Smartphone verbunden ist, soll sich die Akkulaufzeit des Telefons nur um fünf bis zehn Prozent verringern.

Der Akku der Uhr soll über eine Woche lang durchhalten, das Aufladen über ein proprietäres Magnet-USB-Kabel dauert zwei Stunden. Der Magnet-Stecker ist nötig, um die Wasserdichtigkeit der Uhr zu garantieren. Laut Migicovsky kann man mit der Uhr problemlos schwimmen gehen – oder unter der Dusche den Musikplayer des Mobilgeräts steuern.

Bedient wird die Pebble über vier Drucktasten.

(Bild: heise online)

Bedient wird die Pebble mit vier Drucktasten, das 144 × 168 pixelige Schwarzweiß-LCD ist nicht berührungssensitiv. Auch wenn der Begriff E-Paper oft synonym mit E-Ink verwendet wird: Beim verbauten Display handelt es sich nicht um ein wie von den meisten eBook-Readern verwendetes E-Ink-Elektrophorese-Modell, sondern um ein stromsparendes transflektives LC-Display von Sharp (Datenblatt). Ebenfalls mit an Bord sind ein Drei-Achsen-Beschleunigungssensor, ein Magnetometer und ein Umgebungslichtsensor. Alle Sensoren lassen sich über das SDK ansprechen. In der aktuellen Firmware wird der Beschleunigungssensor genutzt, um das LCD-Backlight anzuschalten; man muss die Uhr dafür einfach nur irgendwo antippen.

Die Uhr wurde im April 2012 erstmals über die Crowdfinanzierungs-Plattform Kickstarter angekündigt – mit 10.266.844 US-Dollar von 68.928 Unterstützern ist Pebble das bislang erfolgreichste Kickstarter-Projekt. Entwickler Migicovsky berichtete auf der Pressekonferenz, dass er vom Erfolg völlig überrollt wurde. Eigentlich war geplant, die Armbanduhr selbst im kleinen Stil in San Diego herzustellen – aus dem Bastel-Projekt wurde dann aber schnell ein Massenprodukt: Wegen der hohen Stückzahlen habe man sich entschieden, in China fertigen zu lassen. Der Aufbau der Produktion habe lange gedauert, erklärte Migicovsky die Verzögerung. Schließlich habe er keinerlei Erfahrung in diesem Bereich gehabt; nun sei er aber sehr zufrieden mit der Fertigungsqualität.

Erhältlich ist Pebble ausschließlich über getpebble.com. Die Uhr kostet 150 US-Dollar und ist in fünf Farben erhältlich. Pläne, die Uhr auch in den regulären Handel zu bringen, gibt es zurzeit nicht. (jkj)