Bundesregierung will Jugendliche über Gefahren im Internet aufklären

Am Dienstag will die Bundesregierung die Kampagne "watch your web" starten, mit der Jugendliche für einen verantwortungsvolleren Umgang mit dem Internet sensibilisiert werden sollen.

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Von
  • dpa

Die Bundesregierung sieht wachsende Gefahren im Internet. Damit es möglichst nicht zu Datenmissbrauch kommt, soll nun "Webman" in Aktion treten. Seine Mission: Jugendliche, die sich in Social Networks gern mit Namen, Daten und Fotos zeigen, für einen verantwortungsvolleren Umgang mit dem Internet sensibilisieren. An diesem Dienstag startet dazu die Kampagne "watch your web", die von MTV/Viva, der Telekom, den Social Networks studiVZ (mit meinVZ und schuelerVZ), Lokalisten und wer-kennt-wen sowie von der Fachstelle für Internationale Jugendarbeit (IJAB) unterstützt wird. An dem Tag soll auch die dazugehörige Website online gehen.

In vier Videoclips des Regisseurs Robert Thalheim, der mit dem Film "Am Ende kommen Touristen" über Auschwitz bekannt wurde, kämpft Internet-Bösewicht "Data Devil" gegen den Retter "Webman". In den Clips wirken Laienschauspieler der Jüdischen Oberschule Berlin mit. Eine der Kernbotschaften: Das Internet vergisst nichts. Das Innenministerium und der Verein "Deutschland sicher im Netz" warnten erst kürzlich vor Sorglosigkeit im Netz.

StudiVZ, Lokalisten und wer-kennt-wen haben sich im März einen Verhaltenskodex auferlegt, mit dem sie ihre jugendlichen Nutzer besser über Datenschutz aufklären wollen. Ob das reicht, ist unter Datenschützern umstritten. Im Frühjahr löste Facebook einen Streit unter seinen Mitgliedern aus, weil das unbegrenzte Recht auf Daten, Fotos und Videos auf der Kippe stand. Die Nutzer setzten sich durch – zumindest vorerst.

Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) sieht das Internet als "Schulhof des 21. Jahrhunderts". "Es gibt jede Menge Tratsch, Flirts und Reibereien – nur dass die ganze Welt dabei zuschauen kann." Die Gefahr sei, dass jeder die Inhalte und Bilder weiter verbreiten kann. Familienstaatssekretär Gerd Hoofe sagt: "Anders als in der realen Welt können sie nicht mit Sicherheit wissen, wem sie zum Beispiel im Chat ihre Wünsche und Geheimnisse anvertrauen." Und warnt: "Fotos und persönliche Daten, die einmal im Netz sind, bekommt man so schnell nicht mehr raus."

57 Prozent der 12- bis 19-Jährigen sind täglich oder mehrmals pro Woche bei einer "Online-Community" unterwegs, ergab eine Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest von 2008. Fast drei Viertel der rund 1200 Jugendlichen gaben an, schon Erfahrungen mit Netzwerken gemacht zu haben. Drei Viertel stellen Informationen zu Hobbys und Vorlieben online. 60 Prozent zeigen Fotos von sich, Freunden oder der Familie, bei mehr als 40 Prozent ist die E-Mail-Adresse öffentlich zu finden. Mädchen sind dabei nicht nur öfter in einem Netzwerk, sie stellen laut Umfrage auch mehr Bilder ein. (dpa) / (anw)