Fastweb-Aktionäre akzeptieren Übernahmeangebot von Swisscom

Die geplante Übernahme des italienischen Telecom-Unternehmens Fastweb durch die Swisscom steht nichts mehr im Wege. Zuletzt stimmten auch die Aktionäre mit großer Mehrheit zu.

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Von
  • Tom Sperlich

Das am gestrigen Dienstagsabend abgelaufene Übernahmeangebot der Swisscom wurde von den Fastweb-Aktionären mehrheitlich angenommen. Die Akzeptanzquote lag bei 80,7 Prozent. Der Schweizer Telekommunikationskonzern will die Fastweb SpA, zweitgrößter Festnetzbetreiber Italiens, für insgesamt 4,2 Milliarden Euro übernehmen und bietet 47 Euro für jede Fastweb-Aktie. Insgesamt boten die Fastweb-Aktionäre der Swisscom 64,1 Millionen Aktien, das sind 80,7 Prozent des Aktienbestands, für zusammen rund 3 Milliarden Euro zum Kauf an. Swisscom hatte zuvor bereits 1,4 Millionen Fastweb-Anteile gekauft und hält nun insgesamt 82,4 Prozent der Aktien.

Zum Kaufpreis von rund 3,1 Milliarden Euro addiert sich noch die Übernahme von Schulden der Fastweb in der Höhe von 1,1 Milliarden Euro. Finanziert wird die Übernahme durch Kredite, die sich Swisscom bei einem Konsortium internationaler Banken bereits im März gesichert hat. Außerdem soll der Erlös aus dem Verkauf eigener Aktien mit bis zu 300 Millionen Euro zur Finanzierung beitragen. Die mit dem Verkauf der ungarischen TV-Tochter Antenna Hungaria erzielten Mittel sollen ebenfalls beigesteuert werden. Unter Berücksichtigung der Nettoverschuldung von Fastweb beläuft sich der Gesamtbetrag der Transaktion auf 4,2 Milliarden Euro.

Wie das Schweizer Telecom-Unternehmen meldete, seien nun alle in den Angebotsunterlagen genannten Bedingungen erfüllt und die Abwicklung des Übernahmeangebots werde am 22. Mai 2007 erfolgen. Nach Veröffentlichung des Angebots hatte Swisscom zunächst grünes Licht von der Schweizer Wettbewerbskommission erhalten. Am vergangenen Donnerstag stimmte auch die EU-Kommission zu, da durch die geplante Übernahme weder eine marktbeherrschende Stellung geschaffen noch verstärkt werde. Auch hatten das italienische Parlament und die Regierung in Rom keine Änderungswünsche oder Einwände gegen die Übernahme.

2006 erzielte Fastweb einen Umsatz von 1,26 Milliarden Euro und einen Betriebsgewinn von 424,6 Millionen Euro. Unter dem Strich blieb dem Netzbetreiber ein Nettoverlust von 123,6 Millionen Euro. Das Unternehmen will im laufenden Jahr aber schwarze Zahlen schreiben. Fastweb sei mit 1,15 Millionen Kunden das führende alternative Telekommunikationsunternehmen in Italien, dem attraktivsten Breitbandmarkt in Europa, erklärte Carsten Schloter, CEO von Swisscom zu der Übernahme und hebt hervor, dass Fastweb etwa IPTV seit 2001 anbiete. Außerdem habe Fastweb "im Bereich neuer Technologien, die für die Weiterentwicklung der Swisscom-Infrastruktur entscheidend sind, einen Vorsprung von drei bis fünf Jahren".

Die Swisscom beabsichtige, weiterhin mit dem bestehenden Führungsteam zusammenzuarbeiten. Das operative Geschäft von Fastweb werde weiterhin getrennt geführt. Innerhalb der kommenden Wochen, so die Swisscom, werde eine Generalversammlung einberufen und es werden neue Mitglieder für den Verwaltungsrat vorgeschlagen. Fastweb solle weiter an der Mailänder Börse notiert bleiben, heißt es bei der Swisscom.

Wenn der Deal erfolgreich abgewickelt ist, wird dies die größte Übernahme in der Geschichte der Swisscom. Der letzte Versuch eines großen Auslandsengagements scheiterte im November 2005 mit dem Einspruch des Hauptaktionärs Bundesrat gegen die geplante Übernahme des irischen Telekommunikationsanbieters Eircom. Damals untersagte die Regierung der Swisscom die Fortsetzung der bisherigen Auslandsstrategie und verbot größere Übernahmen jenseits der Landesgrenzen. In der Folge dieser Turbulenzen trat der damalige Firmenchef Jens Alder von seiner Position zurück. Diesmal machte der Bundesrat keine Einwände geltend. Von Seiten der Swisscom hieß es, man habe sich versichert, dass der Fastweb-Kauf innerhalb der Vorschriften liege, die der Bundesrat dem Unternehmen auferlegt hat. (Tom Sperlich) / (vbr)