Forscher regenerieren Hörzellen

Eine neue Studie legt nahe, dass es in einigen Jahren möglich sein könnte, durch Lärm ausgelöste Gehörschäden zu behandeln.

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Eifrige Besucher von Livekonzerten und Diskotheken dürfte diese Nachricht freuen: Eine durch zu hohen Schalldruck hervorgerufene Schwerhörigkeit könnte in Zukunft medikamentös behandelt werden – zumindest teilweise. Das geht aus einer Studie von amerikanischen und japanischen Forschern hervor, die einen neuen Wirkstoff erfolgreich an Mäusen getestet haben, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Dabei ließen sich die Sinneszellen im Innenohr, die sogenannten Haarzellen, nach einer lärmbedingten Schädigung teilweise regenerieren.

Es gibt zwar in der Natur Spezies, deren Körper Haarzellen neu bilden können, darunter auch Vögel, bei Säugetieren ist dies biologisch jedoch nicht möglich. Eine Schädigung der Haarzellen wird nicht nur durch zu viel Schalldruck hervorgerufen, sondern auch durch Infektionen oder Nebenwirkungen bestimmter Medikamente.

Frühere Untersuchungen legten nahe, dass eine Gentherapie beim Menschen helfen könnte, die Haarzellenbildung erneut anzuregen. Weit waren Forscher dabei allerdings nicht gekommen. Nun ist es Albert Edge, einem Stammzellenforscher an der Harvard Medical School, erstmals gelungen, dies auf chemischem Weg zu erreichen. Sein Wirkstoff stimuliert Unterstützerzellen, sich in neue Haarzellen umzubilden.

Das Medikament hemmt die Aktivität des sogenannten Notch-Proteins, das normalerweise die Neubildung von Haarzellen verhindert. "Unser Ansatz ist ungefähr so, als wenn man beim Auto die Bremsen löst", sagt Edge. Der neue Wirkstoff wurde ursprünglich zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit entwickelt, erwies sich allerdings als dafür nicht nutzbar – auch, weil die Hemmung des Notch-Signalwegs, der viele Gene im Körper reguliert, für schwere Nebenwirkungen sorgt. Das Team um Edge brachte den Wirkstoff direkt ins Innenohr ein.

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(bsc)