Ärztetag lehnt elektronische Gesundheitskarte ab

Bei Protesten vor dem Veranstaltungsort in Münster wurde die geplante elektronische Gesundheitskarte auf Transparenten sogar als "sozialpolitische Atombombe" bezeichnet.

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Von
  • Detlef Borchers

Der am heutigen Freitag zu Ende gegangene 110. Deutsche Ärztetag in Münster hat in einer Entschließung die geplante elektronische Gesundheitskarte "in der bisher vorgestellten Form" mit 111 zu 94 Stimmen abgelehnt. Zugleich stimmten die Ärzte dafür, das Karten-Thema zum Schwerpunktthema des 111. Ärztetages zu machen, der die Einflüsse der Telematik auf die ärztliche Berufstätigkeit behandeln soll.

In der Erklärung zur Ablehnung der Gesundheitskarte durch das "Ärzteparlament" heißt es, die Karte und die mit ihr einhergehende telematische Infrastruktur beeinflusse die Grundlagen der ärztlichen Berufsausbildung wie das Selbstbestimmungsrecht der Patienten. "Die zahlreichen Gründe für eine zunehmende Ablehnung der eGK aus der Ärzteschaft können von den Initiatoren dieses Vorhabens in Politik und Wirtschaft nicht einfach ignoriert werden."

Die Erklärung führt im Einzelnen aus, dass es keinen belegbaren Nutzen der eGK gebe und der Zugriff auf die Daten und deren Missbrauch durch Dritte nicht sicher zu verhindern sei. Außerdem passe die eGK mit dem elektronischen Rezept nicht in den alltäglichen Praxisablauf, wobei das eRezept dabei helfe, die Patienten in Risikoklassen einzuteilen, unter denen sie womöglich ein Leben lang geführt werden. Zusätzlich zum schwer beschädigten oder gar zerstörten Arzt-Patientenverhältnis würden die Kosten der milliardenschweren Entwicklung auf Patienten und Ärzte abgewälzt.

Im Vorfeld der Entschließung des Ärztetages gab es vor der Halle Münsterland Proteste kritischer Ärzte gegen die Gesundheitskarte. Auf Transparenten wurde die Karte als "sozialpolitische Atombombe" bezeichnet.

Siehe dazu auch den Online-Artikel in c't – Hintergrund mit Links zur aktuellen und bisherigen Berichterstattung über die elektronische Gesundheitskarte und die Reform des Gesundheitswesens:

(Detlef Borchers) / (pmz)