Hewlett-Packard bestätigt Entlassungen

HP schließt seinen hessischen Standort und streicht 850 Stellen. Danach soll es in Deutschland im Rahmen des geplanten Sparprogramms angeblich keinen weiteren Stellenabbau mehr geben.

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  • dpa

Die Konzernzentrale von Hewlett-Packard (HP) hat mittlerweile Berichte bestätigt, wonach die Niederlassung in Rüsselsheim geschlossen wird. Voraussichtlich 850 Menschen verlieren damit ihren Arbeitsplatz. Weitere rund 250 Mitarbeiter sollen zurück zur Adam Opel AG wechseln, wie der Computer-Konzern am Freitag in Böblingen mitteilte. Der Autobauer hatte die IT-Dienste einst ausgelagert und holt sie jetzt zurück ins Haus.

Die IG Metall kritisierte die Schließung scharf. Sie sei ein "Fehler und ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten", sagte der Bezirksleiter des IG-Metall-Bezirks Mitte, Armin Schild, laut Mitteilung. Gewerkschaft und Betriebsrat würden nicht tatenlos zuschauen wie 1100 qualifizierte Jobs einem fragwürdigen Handstreich-Manöver zum Opfer fielen.

Bereits im Herbst hatte HP den Abbau von 450 der bisher 10 300 Arbeitsplätze angekündigt. Der Standort in Rüsselsheim soll den Angaben zufolge bis zum Abschluss des Geschäftsjahres 2013 Ende Oktober dichtmachen. "Damit ist der Beitrag aus Deutschland zu diesem Sparprogramm abgeschlossen", sagte der HP-Geschäftsführer in Deutschland, Volker Smid, der Nachrichtenagentur dpa. Es seien nur noch sehr geringe weitere Anpassungen möglich. Weltweit will Hewlett-Packard rund 29 000 Stellen streichen.

"Mit einer in die Zukunft gerichteten und weitsichtigen Personalpolitik hat das absolut nichts zu tun", sagte der baden-württembergische IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann. Die Gewerkschaft Verdi warnte HP vor einem "kurzfristigen Kahlschlag". Durch den erhöhten Arbeitsdruck werde die Gesundheit der Beschäftigten "leichtfertig aufs Spiel gesetzt".

"Das ist ein Schlag für Rüsselsheim", sagte der Rüsselsheimer Oberbürgermeister Patrick Burghardt (CDU), der nach eigenen Angaben überrascht war. Obwohl er mit der HP-Leitung regelmäßig in Kontakt stehe, habe es keine Anzeichen für die Entscheidung gegeben, den Standort zu schließen. HP habe vielmehr versichert, dass dieser sicher sei. "Das ist für die 850 Mitarbeiter kein schöner Tag, wie es auch für Rüsselsheim kein schöner Tag ist", ergänzte Burghardt. Er wolle nächste Woche mit dem Betriebsrat besprechen, was die Stadt tun könne.

HP-Geschäftsführer Smid kündigte an, HP wolle alles tun, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. "Man kennt HP aus der Vergangenheit als ein Unternehmen, das solche Maßnahmen im Einvernehmen mit dem Betriebsrat gestaltet." Konkret wolle er den Gesprächen mit Arbeitnehmervertretern aber nicht vorgreifen.

Hintergrund für den Sparkurs bei HP ist eine allgemeine Flaute im PC-Geschäft wegen der weltwirtschaftlichen Unsicherheiten sowie der steigenden Beliebtheit von Tablet-Computern und Smartphones. Hinzu kommen widersprüchliche Entscheidungen im Management.

Das Unternehmen mit Sitz in Palo Alto steht nach Zahlen der Marktforschungsfirma Gartner nur noch knapp an der Spitze der PC-Hersteller. Der chinesische Aufsteiger Lenovo ist den Amerikanern bei den Stückzahlen dicht auf den Fersen. In Deutschland hat der US-Konzern die Führungsposition bereits verloren und ist auf Rang drei hinter Acer und Lenovo zurückgefallen. (boi)