Stadt München widerspricht HP-Studie zur Linux-Migration

Die Stadtverwaltung München kritisiert die von Microsoft beauftragte Studie von HP, die hohe Kosten für die Linux-Migration in München gefunden haben will. Es gebe keinen Anlass, die eigenen, deutlich niedrigeren Zahlen zu korrigieren.

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Von
  • Dr. Oliver Diedrich

Die Stadtverwaltung München widerspricht der Studie, in der HP im Auftrag Microsofts die Linux-Migration in München untersucht hat. HP hatte für das 2003 gestartete LiMux-Projekt Kosten von 60,6 Millionen Euro berechnet und dem Kosten von lediglich 17 Millionen Euro für eine reine Microsoft-Lösung gegenübergestellt. Das steht in deutlichem Gegensatz zu den Zahlen der Stadtverwaltung München, die Im November vergangenen Jahres Kosten von knapp 23 Millionen Euro für die Migration auf Linux und OpenOffice nannte und eine Lösung mit Windows und MS Office auf 34 Millionen Euro veranschlagt hatte.

Gegenüber heise open erklärte Stefan Hauf, Leiter des Presse- und Informationsamts im Münchner Rathaus, eine wirklich fundierte Auseinandersetzung mit der Studie sei auf Grundlage der veröffentlichten Zusammenfassung nicht möglich, da sich viele Annahmen aufgrund fehlender Details nicht nachvollziehen ließen. So würde die Studie beispielsweise Supportkosten für 12.000 Clients ab dem Projektstart veranschlagen, obwohl deren Zahl tatsächlich langsam über den gesamten Projektzeitraum auf nun 13.000 Clients angewachsen sein. Auch seien die in der Studie genannten 1.000 IT-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter lediglich zu einem kleinen Teil mit der Arbeitsplatz-Betreuung befasst.

Hardwarekosten bleiben in der Betrachtung von HP ganz außen vor, da die Studie davon ausgeht, dass Linux- und Windows-Systeme "in etwa die gleichen Hardwareanforderungen" hätten. Dem widerspricht Hauf: Dieser Ansatz ignoriere "die Erfahrung, dass Linux-Clients geringere Hardware-Anforderungen haben als Windows-Clients". Zudem unterscheide die Studie nicht zwischen Migration und regulärem Life-Cycle-Management und bewerte reguläre Aktualisierungen desselben Betriebssystems bereits als Migrationen.

Größter Kostenpunkt des LiMux-Projekts soll laut HP die Migration von Standard-Programmen und vor allem der Fachanwendungen auf die Linux-Umgebung sein, die in der Studie mit 38,5 Millionen Euro veranschlagt wird. Die Annahme, sämtliche bestehenden Fachverfahren müssten auf Linux portiert werden, sei jedoch nicht korrekt, erklärte Hauf: "Alle Web-basierten Fachverfahren können ohne Umstellungsaufwand unter LiMux genutzt werden und die meisten Verfahren, die eng mit Microsoft integriert sind, können über andere Standardtechniken ebenfalls vom Linux-Client aus benutzt werden".

Auf die Frage, ob München im Licht der HP-Studie die eigenen Berechnungen zur Linux-Migration überprüfen müsse, erklärte Hauf, man halte die Studie nicht für wissenschaftlich fundiert. Es gebe deshalb auch keinerlei Veranlassung, die eigenen Angaben zu korrigieren. (odi)