Öffnet sich AOL für Jabber? [Update]

Noch ist nichts offiziell – aber offenbar nähert sich AOL dem freien Instant-Messaging-Dienst Jabber an. Ein erster Test-Server erlaubt AOL-Nutzern, sich per Jabber zu unterhalten.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Torsten Kleinz

Die Meldung schlug im Lager der Jabber-Nutzer ein wie eine Bombe: Unter der Domain xmpp.oscar.aol.com entdeckten die Enthusiasten einen Server, der unter dem freien Protokoll XMPP läuft. Nutzer der zu AOL gehörenden Instant-Messaging Dienste AIM und ICQ können sich dort mit einem Jabber-Client einloggen und mit anderen Nutzern chatten. Dem ersten Ansturm ist der Server aber offenbar nicht gewachsen: Nutzer konnten sich am heutigen Freitagabend nur sehr schwer oder gar nicht mehr einloggen. .

Im Gegensatz zu den Instant-Messaging-Diensten von AOL, MSN und Yahoo ist das Jabber-Protokoll XMPP offen gelegt und wurde von der Internet Engineering Task Force (IETF) als Standard anerkannt. Eine Vielzahl von Clients unterstützt das Protokoll, das gerade im OpenSource-Lager sehr beliebt ist.

Größter Unterstützer des Protokolls ist Google Talk, aber auch der deutsche Internet-Konzern United Internet hat für die Kunden seiner Marken GMX, Web.de und 1&1 einen Jabber-Server gestartet. Prinzipiell kann sich jeder Nutzer einen eigenen Jabber-Server aufsetzen, über Server-zu-Server-Verbindungen (S2S) können Nutzer unterschiedlicher Jabber-Anbieter miteinander kommunizieren. So ist es in der Regel ohne Probleme möglich, von seinem Account bei GMX mit Google-Talk-Kunden zu kommunizieren. Bei dem Test-Server im Netz von AOL fehlt diese Funktion aber noch.

Bisher konnten Jabber-Nutzer nur über einen Umweg mit den Nutzern von AOL und AIM chatten: Verschiedene Anbieter unterhielten auf ihren Server so genannte "Transports", die eine Verbindung zu den fremden Instant-Messenger-Diensten herstellten. Dazu mussten die Jabber-Nutzer aber einen Account bei den anderen Diensten einrichten – zudem war die Verbindung nicht immer sehr stabil. Wenn AOL sich jetzt dem XMPP-Protokoll öffnet, könnte dieser Umweg wegfallen.

Eine Öffnung der Instant-Messaging-Dienste zu dem freien Protokoll könnte die Messenger-Kriege der Vergangenheit endgültig beenden. Auch Microsoft trägt sich mit dem Gedanken, seine Messenger-Produkte für Jabber zu öffnen. MSN und Yahoo haben ihre Instant-Messaging-Dienste bereits vor anderthalb Jahren zusammengeschaltet.

Update: Eine Sprecherin von AOL bestätigte gegenüber heise online die Arbeiten an einem Jabber-Gateway: "In den letzten Jahren haben wir bei AOL daran gearbeitet, unsere Angebote offener zu gestalten und mehr auf Standards aufzubauen. Dazu haben wir mit den Communities von SIP und Jabber zusammengearbeitet." Die Hoffnungen auf eine baldige Öffnung des Dienstes dämpft die Sprecherin aber: "Unser XMPP-Gateway ist nur ein Ansatz, den wir zur Zeit testen." Konkrete Pläne das Gateway in den Produktivbetrieb zu nehmen, gebe es bisher nicht. (Torsten Kleinz) / (vbr)