Frankreich: Neue Steuern sollen Werbeverbot im öffentlichen Rundfunk gegenfinanzieren

Nach den Vorstellungen des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy sollen Anbieter von Mobilfunkdiensten und Internetprovider künftig 0,9 Prozent ihrer Umsätze abführen, um den Wegfall von Werbeeinnahmen im öffentlichen Rundfunk zu kompensieren.

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Von
  • dpa

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy will ein geplantes Werbeverbot im öffentlichen Rundfunk auch über eine Besteuerung der Anbieter von Mobilfunkdiensten und Internetzugängen finanzieren. Die Unternehmen sollten 0,9 Prozent ihres Umsatzes dafür aufbringen, sagte Sarkozy am heutigen Mittwoch in Paris. Von 1. Januar 2009 an solle die Werbung schrittweise abgeschafft werden. Sarkozy sprach von einer "historischen Reform". Die Gewerkschaften befürchten indes finanzielle Engpässe und Privatisierungen einzelner Sender. Aus Protest gegen das Vorhaben haben Mitarbeiter von France Télévisions und Radio France bereits mehrfach die Arbeit niedergelegt.

Die öffentlichen französischen Sender verdienen derzeit mit der Werbung jährlich 800 Millionen Euro. Sie finanzieren sich zu 40 Prozent aus Werbeeinnahmen und zu 60 Prozent aus Gebühren, wobei diese mit jährlich 116 Euro in Europa am niedrigsten sind. Seit der Ankündigung des Werbeverbots im vergangenen Januar soll die Zahl der Werbekunden bereits zurückgegangen sein. Sarkozy betonte, es werde keine Privatisierungen geben. "Mit dem Streichen von Werbung wollen wir dem öffentlichen Rundfunk mehr Freiheit verschaffen", erklärte er. Werbeformen wie Sponsoring sollen weiter möglich sein.

Das angekündigte Werbeverbot ist auch deshalb sehr umstritten, weil der Eigentümer des größten Privatsenders TF1, Martin Bouygues, ein Freund Sarkozys ist. TF1, M6 sowie der Bezahlsender Canal Plus sind die wichtigsten Konkurrenten der öffentlichen Sender. Auch die Werbeindustrie sieht Sarkozys Pläne kritisch, denn sie befürchtet eine Verteuerung der Sendezeit und den Verlust bestimmter Zielgruppen der öffentlich-rechtlichen Sender wie Besserverdiener oder über Fünfzigjährige. (dpa) / (pmz)