Formatkrieg beim Videochat: WebRTC gegen CU-RTC

Microsoft, Mozilla und Google wollen Videochats im Browser erlauben, finden aber keinen gemeinsamen Standard.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 108 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Geht es nach den Browser-Entwicklern Google und Mozilla, können Internet-Nutzer bald ganz einfach Videokonferenzen durchführen. Statt die Installation einer speziellen Software wie Skype zu verlangen, soll die Technik direkt in den populären Browsern Chrome und Firefox stecken. Möglich macht dies ein neuer Standard namens "Web Real-Time Communication" oder kurz WebRTC. Einzig eine Web-Kamera wird noch benötigt.

Die an sich gute Sache hat allerdings einen Haken, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe: Microsoft, der dritte große Browser-Hersteller, brät mit seinem Internet Explorer derzeit noch eine Extrawurst. Statt WebRTC will der Softwareriese lieber die hauseigene Browser-Videotechnik CU-RTC (Customizable, Ubiquitous Real Time Communication) etablieren. Wie es aus dem Hauptquartier in Redmond heißt, liege ihr Vorteil darin, dass man sie nicht nur auf dem PC, sondern auch mit Internet-Telefonen und Smartphones nutzen kann.

Nun haben die Internet-Standardisierungsgremien das Wort. Die Web-Organisation W3C scheint derzeit zu WebRTC zu neigen. Google und Mozilla machen für sich geltend, dass sie fast 60 Prozent Browser-Marktanteil weltweit stellen. Allerdings hat Microsoft noch einen Trumpf in der Tasche: Dem Konzern gehört mit Skype seit 2011 der mit Abstand größte Videochat-Anbieter im Internet. Denkbar wäre es, dass CU-RTC mit der Skype-Technik verzahnt wird – so könnte man dann Skype-Sitzungen direkt im Browser nutzen, ohne dass man langwierig eine eigene Skype-Software installieren muss.

Streit gibt es auch um das Übertragungsformat (Codec) für das Videosignal. Während Google und Mozilla den offenen und lizenzfreien Kompressionsstandard VP8 nutzen wollen, den Google der Netzgemeinde im Mai 2010 überantwortet hatte, würde Microsoft gerne beliebige Codecs einsetzen können – beispielsweise den populären aber lizenzpflichtigen H264-Standard, den auch Apple unterstützt.

Mehr zum Thema in Technology Review online:

(bsc)